Die Kleinen kicken wie Beckham
Beim Projekt „Mönchengladbach macht Mut“ erleben Mädchen aus Migrationsfamilien das „Anders-sein“.
Mönchengladbach. Die Szene zu Anfang des Trainings zeigt, wie beliebt das Fußballspielen ist — und wie dringend notwendig ein eigenes Angebot für Mädchen. Auf dem Bolzplatz an der Matthiasstraße in Eicken drängen sich die Kinder, kicken, was das Zeug hält. Aber es sind alles Jungen. Die Mädchen gucken von Ferne zu.
„Die Mädchen haben Angst, mit den Jungen zu spielen“, sagt Brigitte Bialojahn. Sie betreut das Streetsoccer-Projekt bei Zornröschen, der Kontakt- und Informationsstelle gegen sexuellen Missbrauch an Jungen und Mädchen.
Es gehört zum Programm „Mönchengladbach macht Mut“, das von Zornröschen entwickelt wurde und vom DFB mit jeweils 10 000 Euro pro Jahr im Vorfeld der Frauen-WM gefördert wird.
Zu dem Angebot, das sich in erster Linie an Mädchen mit Migrationshintergrund richtet, gehören gemeinsames Kochen, Tanzen wie z.B. Capoeira (ein Tanz mit Kampfsportelementen) und eben Streetsoccer. Das offene Fußballangebot hat im Mai begonnen: es findet in Eicken auf einem Bolzplatz statt, der innerhalb eines Grünzugs liegt und wird von der Fußballerin Dani Logtenberg und der Streetworkerin Mira Riedel geleitet.
Die beiden haben eine Lösung gefunden, wie die Wünsche der Mädchen und der Jungen unter einen Hut gebracht werden können. „Wir können ja die Jungen nicht ganz Außen vor lassen“, meint Dani Logtenberg. „Sie wollen eben auch gern spielen.“
Also trainieren die ersten anderthalb Stunden die Mädchen, dann sind die Jungen dran. Die Trennung mache Sinn. Denn die Jungen kicken oft sehr hart, lassen die Mädchen kaum an den Ball. So aber kommen alle mal dran, können unter der Anleitung der Trainerin dribbeln, Kopfbälle üben oder einfach Fußball spielen.
Das Angebot kommt an: Mädchen, deren Eltern aus Afghanistan oder Palästina kommen, kicken wie Beckham. Einige haben sich schon im Verein angemeldet. Auch von den Eltern komme positive Resonanz. „Sie finden es gut, dass ein Erwachsener dabei ist, Regeln setzt und Streitigkeiten schlichtet“, berichtet Dani Logtenberg. Die Mütter sitzen oft mit den jüngeren Kindern auf dem Spielplatz in der Nähe, die älteren Töchter spielen Fußball. Noch bis Oktober sind die Kosten für das Projekt durch Gelder des DFB gedeckt, aber auch danach sind die Chancen für eine Fortsetzung gut. „Die Stadt hat signalisiert, dass sie das Projekt weiterlaufen lassen möchte“, sagt Brigitte Bialojahn. Integration durch Fußball scheint ein erfolgversprechendes Rezept zu sein.