Der Pfleger als "aufnehmende Schwester"
Serie: Jörn Küster wird Kinderkrankenpfleger und will danach Medizin studieren.
Neuss. Eine einzige Zeile auf dem Aufnahme-Blatt für Patienten verrät es: Diese Arbeit war lange Zeit ein Frauen-Job. Wenn Jörn Küster seinen Namen hinter die Rubrik "Aufnehmende Schwester" schreibt, wird ihm das besonders bewusst. Er macht eine Ausbildung zum Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger. Obwohl die Bezeichnung Krankenschwester eigentlich schon lange als antiquiert gilt, steckt sie noch in vielen Köpfen.
Mit nur einem weiteren Mann absolviert Jörn Küster gerade das zweite Lehrjahr am Lukaskrankenhaus. Gemeinsam mit vielen Frauen lernt er, wie Spritzen gesetzt und Medikamente dosiert werden, wie bettlägerige Patienten gepflegt werden. "Es ist ein sehr verantwortungsvoller Job", berichtet Küster aus Erfahrung, mit Bettenschieben und Essenverteilen sei es nicht getan. "Wenn die Ärzte Medikamente verschreiben, müssen wir bei Kindern zum Beispiel die Dosierung richtig umrechnen. Da muss man genau aufpassen."
Seine Entscheidung, die Ausbildung im Krankenhaus zu machen, kam nicht von ungefähr. Durch seinen Zivildienst beim Krankentransport des Lukaskrankenhauses kam die Idee, Medizin zu studieren. "Weil meine Abi-Note aber nicht die allerbeste ist und ich mit zehn Wartesemestern rechnen musste, hab ich erstmal ein Pflegepraktikum gemacht", erinnert er sich. Die Arbeit auf der Station machte ihm soviel Spaß, dass er sich entschied, eine Ausbildung zum Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger zu absolvieren - mit dem Ziel, danach doch noch Medizin zu studieren. Weder bei seiner Familie noch bei seinen Freunden sorgte die Entscheidung für eine Überraschung.
An den Umgang mit den Patienten hat er sich längst gewöhnt. "Oft ist es sogar hilfreich, dass es männliche und weibliche Pflegekräfte gibt", meint er. Gerade bei Jugendlichen sei es im Hinblick auf das Schamgefühl sinnvoll, Männer und Frauen zur Pflege einzusetzen. "Kindern ist das egal", weiß er. "Ich denke, ich habe einen guten Draht zu Kindern, da gibt es eigentlich nie Probleme." Als er die siebenjährige Svenja anstrahlt, um bei ihr mit einer knallgrünen Manschette den Blutdruck zu messen, hat er die Kleine schnell überzeugt. "Mein Vater sagt, dass man für so eine Arbeit geboren sein muss", sagt Küster. "Vielleicht ist da was dran."