Auf dem Weg zum Marathon Der Körper muss erst einmal lernen, Fett zu verbrennen
Auf dem Weg zum ersten Marathon ist Laufen für Jennifer Cox nur ein Trainingsteil.
Wuppertal. Der Gedanken an den Muskelkater nach der ersten Athletikeinheit treiben Jennifer Cox noch jetzt den Schweiß auf die Stirn. „Ich kam am nächsten Tag kaum die Treppe herunter“, berichtet die 41-jährige WZ-Probandin, die vor zwei Wochen das Training für ihren ersten Marathon aufgenommen hat. Halteübungen im Stütz, Hüftrotationen im Sitzen mit Medizinball — sogenannte Russiantwists — oder Standwaage haben ihre Spuren in der zuvor an diese Belastungen nicht gewohnten Muskulatur hinterlassen.
Eigentlich hatte die Cronenbergerin damit gerechnet, gleich viel mehr laufen zu müssen, doch das macht nur einen Teil des Programms aus, das die Personal-Trainer Stavro Petri und Melanie Lüdorf auf sie zugeschnitten haben. „Wir müssen sie ja erst einmal dahinbringen, dass sie die Dauerbelastung beim Laufen auch körperlich leisten kann“, sagt Petri.
„Jeden Teilnehmer auf dem Stand abholen, wo er sich derzeit befindet, und das Programm auf die persönlichen Ziele zuzuschneiden“, das ist die Devise im Projekt Marathon 2017. Innerhalb von sechs Monaten sollen die Teilnehmer für einen Marathon fit gemacht werden. „Das ist viel Zeit. Das Schlimmste, was man machen kann, ist gleich am Anfang zu viel und zu lang zu laufen. Das zieht definitiv Probleme nach sich“, sagt Petri.
Das Ziel von Jennifer Cox lautet übrigens: ankommen, ohne Zeitvorgabe. Sie selbst denke sich nach den schwierigen ersten Wochen manchmal, ob das überhaupt zu schaffen ist. Und dann gibt es immer wieder mal skeptische Stimmen aus ihrem Umfeld. Schließlich bewegen sich ihre längsten Laufstrecken bisher unterhalb zehn Kilometern.
Aber da ist die Bestärkung ihres Trainers („Das kriegen wir hin.“) und zum Trost auch die Erfahrungen ihrer Mitstreiter im Projekt, die zum Teil über ähnlichen Muskelkater nach der gemeinsamen montäglichen Athletikeinheit berichteten. Über „WhatsApp“ sind alle verbunden, zwecks Terminabsprachen, aber eben auch Erfahrungsaustausch.
Den Leistungsfunktionstest, der für alle zu Beginn steht, hat Jennifer Cox schon hinter sich. Lungenvolumen, maximale Sauerstoffaufnahme, vor allem aber auch die Art der Nährstoffverbrennung stehen dabei im Mittelpunkt. Fazit: „Jennifers Körper muss erst lernen, vornehmliche Fette zu verbrennen“, so Petri. Derzeit komme sie zu früh in Belastungsregionen, in denen nur Kohlenhydrate (Zucker) verbrannt werden, die zwar schnelle Energie geben, aber auch schnell verbraucht sind. Und danach greife der Körper dann auf Eiweiße zurück, was die Muskulatur schwäche.
Die Aufgabe für Jennifer Cox lautet also, bei ihren derzeit zwei bis drei Laufeinheiten pro Woche (gerne auch mal Aquajogging) in Pulsbereichen von 112 bis 140 Schlägen pro Minute die sogenannte Grundlagenausdauer zu trainieren. Die Pulsuhr ist seitdem ihr ständiger Begleiterin bei den Läufen, die zunächst nicht länger als 45 Minuten dauern sollen.
Mit den Belastungsintervallen, die ihr nach dem Einlaufen aufgegeben sind, hat sie aber noch ihre Probleme: „Da schießt der Puls regelmäßig weit aus dem vorgegebenen Bereich heraus.“ Dennoch fühlt sie sich schon besser als vor zehn Tagen. Ihr bisheriges Fazit: „Das Ganze ist ganz schön zeitintensiv.“ Neben Laufen noch zweimal Athletiktraining und einmal auch leichtes Krafttraining für die Beine stehen in ihrem Wochentrainingsplan. Den hat sie in einer Kladde immer bei sich.
Am einzigen Ruhetag in der vergangenen Woche hat sie sich einen Saunagang gegönnt. Spätestens danach war dann auch der Muskelkater weg. „Beim nächsten Mal wird das bestimmt schon besser“, sagt Jennifer Cox zuversichtlich.
Auf einen Marathontermin hat sie sich übrigens inzwischen schon so gut wie festgelegt, auch wenn der noch in der Ferne liegt: Köln, am 3. Oktober. Großer Vorteil ist die Nähe, denn schließlich will die ganze Familie dabei sein.