Döppersberg: Die Behelfsbrücke ist weg
Der Übergang über die B 7 wurde am Wochenende demontiert. Der Abbau mit einem 200 Tonnen schweren Kran erfolgte vor allem nachts.
Wuppertal. Bevor sich der 34 Meter lange und 26 Tonnen schwere Stahlgigant in die Luft erhebt, knackt es erst einmal mächtig im Gebälk. Es ist 2 Uhr in der Nacht zum Samstag, als sich der Gitterträger der Behelfsbrücke am Döppersberg fast wie von Geisterhand erhebt: Zunächst scheinbar nur Millimeter um Millimeter wird die Tragkonstruktion von einem 200 Tonnen schweren Autokran angehoben, der seinen Ausleger um mehr als 30 Meter ausgefahren hat. Vorsichtig manövriert der Kranführer die riesige Metallkonstruktion über den zweiten, noch nicht demontierten Gitterträger der Brücke und lässt sie dann langsam absinken. Unterstützt wird er dabei von einem Kollegen, der mit einem Führungsseil dafür sorgt, dass die Tragkonstruktion nicht in die falsche Richtung dreht.
Nach etwa zehn Minuten ist das schwierige Manöver beendet: Das überdimensionale Brückenteil wird um 90 Grad geschwenkt und auf die B 7 abgelegt. Vorher werden die Holzbohlen zur Ablage der Konstruktion auf der Straße noch richtig ausgerichtet und die Warnbaken etwas zur Seite geschoben, damit nichts beschädigt wird. Dann ist die erste ingenieurtechnische Herausforderung der Nacht absolviert, ein Mitarbeiter der Firma Röro Traggerüstsysteme applaudiert kurz, jemand ruft lautstark „Halleluja“.
Der zweite Gitterträger folgt etwa eine Stunde später. Diesmal sind zwei Autokräne beim Herunterheben der Metallkonstruktion beteiligt — neben der 200 Tonnen noch eine 100 Tonnen schwere Maschine. Auch hier klappt alles wie geplant — der Zeitplan kann eingehalten werden. Andreas Klein, Bauleiter für Tiefbauarbeiten rund um die Umgestaltung des Döppersbergs, ist zufrieden. „Es hat alles gut geklappt“, sagt er, nachdem er die Demontage von der B 7 aus verfolgt hat. Ärgerlich sei, dass es vor allem am Freitag wegen der Sperrung der östlichen Fahrtrichtung der B 7 zu einem Verkehrschaos gekommen war. „Der Mega-Stau war nicht eingeplant“, räumt Klein ein.
Bevor die Trägerkonstruktionen abgehoben werden können, bedarf es sorgfältiger Vorbereitung. Zunächst werden zwei Lichtmasten abgeflext, dann die Ketten zum Anheben an den Gitterträger befestigt. Das dauert länger als eigentlich gedacht. Mit einem Hubsteiger und einem sogenannten Mannkorb werden die Mitarbeiter der beauftragten Firmen von einem weiteren Kran zur Brücke hochgehoben, um die Ketten anzubringen.
Da das nicht ganz einfach ist, erhalten sie Hilfe von einem Kollegen, der von der Seite der früheren Bundesbahndirektion her auf die Tragkonstruktion klettert und bei der Befestigung hilft. Erschwerend kommt hinzu, dass es immer stärker regnet. Die Vorarbeiten dauern dann länger als das Abheben und Absetzen der Metallkonstruktionen.
Im Laufe des Samstags werden die beiden Trägerkonstruktionen auf der B 7 auseinander gebaut. Dabei müssen unter anderem Querträger entfernt werden. Die Gitterträger werden halbiert: Das ist ohne große Probleme möglich, weil die Hälften mit Bolzen verbunden sind. Die Firma Röro bringt die Metallteile per Laster nach Nächstebreck, wo sie in ein Lager kommen.
Die Demontage der beiden riesigen Gitterträger ist der Höhepunkt beim Abbau der Mitte Januar 2015 eröffneten Behelfsbrücke, die über die B 7 von der Innenstadt zum Bahnhof geführt hatte. In drei Etappen werden die Arbeiten umgesetzt: In der Nacht zum Freitag werden der Aufzug am Köbo-Haus sowie die Treppenaufgänge und die Laufplatten der Behelfsbrücke abgebaut, in der Nacht zum Samstag folgt die Demontage der beiden großen Tragkonstruktionen, am Sonntag werden — dann allerdings am Tag -—die Mauerkronen der Stützwände in diesem Bereich der B 7 montiert.
Am Sonntagnachmittag wird dann auch der für die Bauarbeiten vorübergehend gesperrte 400 Meter lange Abschnitt der B 7 wieder für den Verkehr geöffnet. Bevor das der Fall ist, sorgt die Straßenreinigung dafür, dass mögliche Verschmutzungen oder auch übrig gebliebene Reste der Bauarbeiten beseitigt werden.
34 Monate war die Behelfsbrücke über die B 7 in Betrieb — seit Januar 2015 bis November 2017. Nach Angaben der Stadt haben pro Werktag laut Schätzungen 15 000 Menschen den provisorischen Übergang genutzt. Die Kosten für die Einrichtung der Behelfsbrücke belaufen sich auf 900 000 Euro.