Erdrutsch-Sieg für Mucke
Machtwechsel: Der SPD-Kandidat setzt sich überraschend deutlich gegen Amtsinhaber Peter Jung (CDU) durch. Nun könnten sich auch die Kräfteverhältnisse im Rat verschieben.
Wuppertal. Nur 14 Minuten nachdem das letzte Wahllokal geschlossen hatte, war für Andreas Mucke der Ausgang der Stichwahl klar. Mit erhobener Faust und strahlendem Siegerlächeln betrat er die Fraktionsgeschäftsstelle der SPD im Rathaus.
Ein paar Meter weiter schauten CDU-Anhänger ungläubig auf eine Leinwand. Mit jedem ausgezählten Stimmbezirk manifestierte sich mehr, dass Peter Jung nach elf Jahren als Oberbürgermeister sein Amt abgeben muss.
„Ich bin total überrascht. 60 Prozent, das ist der absolute Hammer“, sagte Mucke (48), als sich das Stimmergebnis verfestigt hatte. „Das muss ich erst mal sacken lassen. Da wird man demütig und hat Respekt.“
Zuvor hatte Jung (60) seinem Kontrahenten gratuliert, ihn sogar geherzt und ihm „Erfolg für unsere Stadt“ gewünscht.
Der in dieser Deutlichkeit unerwartete Sieg des SPD-Kandidaten über den Amtsträger wurde von der anwesenden Politprominenz sogleich interpretiert. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Peter Hintze sprach von einer „diffusen Wechselstimmung“, die Mucke erzeugt habe. Er sei sicher, dass die Wähler in einiger Zeit ihren Fehler einsähen. „Im Rückblick wird deutlich werden, wie wichtig Peter Jung für Wuppertal war und ist“, sagte Hintze.
Sein Kollege im Bundestag Manfred Zöllmer von der SPD machte hingegen die CDU für die Niederlage ihres Spitzenmannes mitverantwortlich. „Die haben falsch gemacht, was man falsch machen kann“, sagte er. Das habe schon bei den Plakaten begonnen. „Aber Andreas Mucke hat auch gearbeitet wie ein Berserker.“
Die Grünen haben nach Angaben der Fraktionsvorsitzenden Anja Liebert und Marc Schulz mit einem Erfolg Muckes gerechnet. Sie kündigten an, den neuen Oberbürgermeister „künftig gerne zu unterstützen“. Der Preis dafür wären unter anderem der Erhalt der städtischen Stellen für die Stadtteilarbeit, mehr Geld für die Wuppertaler Bühnen, mehr Geld für die Wohlfahrtsverbände, ein neuer Fahrrad- und Fußgängerbeauftragter und die Wiedereinführung der Baumschutzsatzung.
Michael Müller, der Fraktionschef der CDU im Stadtrat, kündigte an, den Kooperationsvertrag mit der SPD erfüllen zu wollen. „Andreas Mucke hat aber gesagt, er will nicht der Oberbürgermeister der Großen Kooperation sein. Wenn er eine andere Mehrheit haben will, dann muss er sie sicherstellen.“