Kommt das Christkind?
Jahrzehntelang stand auf dem Wunschzettel unzähliger Wuppertaler Eltern und deren Sprösslinge weiße Weihnachten an oberster Stelle. Weil sich aber Kachelmann und Konsorten strikt weigerten, dem innigen Wunsch der Familien Rechnung zu tragen, lag ersatzweise eine Playstation unter der geschmückten Plastik-Tanne.
(Foto: Archiv). Das hat sich nun grundlegend geändert. Wenn jemand in diesen Tagen bereits vorsorglich „guten Rutsch“ wünscht oder das einschlägige Weihnachtslied „Leise rieselt der Schnee“ achtlos vor sich hin trällert, muss er bisweilen mit Beschimpfungen oder gar rüden Attacken rechnen. Wenn nämlich geplagte Bürger im Schweiße ihres Angesichtes versuchen, ihr Automobil aus den Schneebergen zu graben, wirkt speziell die erste Strophe ausgesprochen provokativ. Und das wird sich nach Auskunft der Meteorologen auch in der nächsten Zeit nicht gravierend ändern.
Da bleibt vielen nur die Suche nach den Schuldigen. Und die sind in diesen Tagen schnell gefunden. Für die teils chaotischen Verhältnisse auf den Straßen sind nicht etwa die schneeuntüchtigen Autofahrer oder einfach ergiebiger Niederschlag verantwortlich, sondern selbstverständlich die städtischen Räumdienste. Vielleicht sollten die motzenden Wuppertaler — insbesondere jüngeren Semesters — über die freien Weihnachts-Tage selbst einmal zur Schneeschaufel greifen. Erst dann können sie die großartigen Leistungen der Menschen einschätzen, die Tag und Nacht dafür Sorge tragen, dass sich überhaupt noch etwas in unserer Stadt bewegt.
In diesem Sinne danken wir denkenden Bürger Wuppertals in diesen Tagen demütig denen, die wirklich schwerwiegende Probleme mit den Wetterkapriolen haben. Den mobilen Pflegediensten, Postboten, Notärzten, Müllentsorgern, Krankenpflegern und all den anderen, die zum Wohl der Gesellschaft beitragen. Ihnen gilt meine höchste Anerkennung. Und falls das Christkind in diesem Jahr nicht durchkommen sollte, warten wir halt auf das nächste Jahr. Ehrenwort!