Wuppertaler Engel Lidija Krieger: Die gute Seele der Feuchter-Stiftung

Lidija Krieger hat immer für jeden Bewohner ein nettes Wort übrig. Sie ist ein echter Engel, findet auch Maria Effey (101).

Foto: Andreas Fischer

Uellendahl-Katernberg. „Schwester Lidija ist eine ganz liebe Person“, sagt Maria Effey (101) und strahlt. Man merkt das sofort, wenn man durch die Stationen der Feuchter-Stiftung läuft. Überall blühen die alten Menschen auf, wenn Lidija Krieger vorbeikommt. Für jeden hat sie ein freundliches Wort, eine nette Geste übrig. Von jedem weiß sie genau, was er oder sie gerne mag, was für Gewohnheiten der Bewohner hat.

Foto: Andreas Fischer

„Sie ist die gute Seele ihrer Station“, sagt René Krabiell. Er macht in der Feuchter-Stiftung gerade seine Ausbildung und findet, dass die Pflegekraft ein wirklicher Engel für die Senioren ist. „Sie ist immer nett und freundlich. Und wenn man irgendetwas wissen möchte, muss man nur Lidija fragen - sie weiß immer alles.“

Seit 17 Jahren arbeitet Lidija Krieger bei der Feuchter-Stiftung. Vor fast genau 20 Jahren kam sie aus Kasachstan als Spätaussiedlerin nach Deutschland. „Vorher war dort alles okay; aber als die Sowjetunion auseinanderfiel, herrschte Chaos. Dann hatten mein Mann und ich keine Arbeit mehr“, erzählt die 65-Jährige.

In Kasachstan war sie Lehrerin für russische Sprache und Literatur. Doch in Deutschland hätte sie für ein Lehramt noch ein zweites Fach nachstudieren müssen — zu kompliziert mit drei Kindern. Also half sie zuerst im Kindergarten. Dann kam sie über eine Freundin zur Feuchter-Stiftung, erst auf Station vier, dann auf Station eins. „Ich wollte immer mit Menschen arbeiten“, sagt Lidija Krieger. In der Einrichtung sei der Umgang sehr familiär und es gebe genügend Pflegekräfte. Dadurch habe die einzelne genügend Zeit für die Patienten. Fünf bis sechs muss sie jeden Morgen versorgen. Bei jedem weiß sie, ob er lieber früh oder spät aufsteht, im Zimmer frühstückt oder in den Frühstücksraum begleitet werden will.

Wenn sie über ihre Patienten spricht, merkt man sofort, wie sehr ihr diese am Herzen liegen. Begeistert erzählt sie von einem Mann, der nicht mehr reden kann, aber auf Ansprache ganz deutlich körperlich reagiert. Oder von der bettlägerigen Patientin, die plötzlich wieder Aktivität entwickelt. „Aber Lidija schafft es auch, die Leute zu motivieren“, lobt René Krabiell. Es sind Kleinigkeiten, die gerade aber dementen Patienten sehr wichtig sind. „Man muss die Leute kennen und ihre Gefühle beachten“, sagt die Pflegerin. So sei es vielen wichtig, dass sie rechtzeitig kurz ins Zimmer geht und schon einmal ankündigt, dass sie gleich kommt, um die Leute zu duschen. So können diese sich innerlich darauf vorbereiten und sind dann einverstanden.

Wenn viel los ist und viele Leute nach ihr klingeln, vertröstet sie auch schon einmal auf später. Doch die Patienten wissen, dass sie sich auf Schwester Lidija verlassen können. Deshalb warten sie geduldig. Froh ist Lidija Krieger über den Computer, der den vielen Schreibkram deutlich erleichtert. „Das geht jetzt viel schneller, dadurch haben wir mehr Zeit für die Bewohner.“

Diese sind begeistert von ihr. „Sie ist meine Anvertraute und meine Perle“, schwärmt Selma Sahm. „Sie geht auf alles ein, wenn ich etwas habe. Nie wird ihr etwas zu viel, immer bleibt sie gelassen.“ Nur eines finden die Bewohnerinnen schade: Kurz vor Weihnachten geht Lidija Krieger in Rente. „Das bedauere ich sehr“, betont Annemarie Bruck — bei allem Verständnis für die Rente. „Sie ist immer lieb und immer hilfsbereit.“

Aber sie werde sicherlich ab und zu vorbeikommen, verspricht die Pflegerin. Denn auch ihr sind die Patienten und Kollegen ans Herz gewachsen. Trotzdem freut sie sich natürlich auf die Freizeit gemeinsam mit ihrem Mann, der schon seit einem Jahr in Rente ist. Und sie muss zu Hause ihre 89-jährige Mutter pflegen. Im Frühjahr will das Ehepaar gemeinsam zur Kur fahren — dann kann auch Lidija Krieger sich einmal verwöhnen lassen.