Wuppertal Wende im Springmann-Prozess: Belastendes Material gegen Angeklagten gefunden
Auf dem Kopfkissen Enno Springmanns fanden die Ermittler Zellen, die sie eindeutig dem 45-jährigen Angeklagten zuordnen.
Wuppertal. Am 21. Tag im Prozess um die Springmann-Morde ging es am Montag endlich um handfeste Spuren: DNA und Fasern. Dabei wurde der 45-jährige Angeklagte erheblich belastet. Denn DNA von ihm wurde auf dem Kopfkissen von Enno Springmann gefunden, das mit dem Blut des getöteten alten Mannes durchtränkt war.
Bisher war es im Prozess sehr viel um die Beziehungen in der Familie des getöteten Unternehmer-Paars Christa und Enno Springmann gegangen und um das Verhältnis Enno Springmanns zum Enkel (26), der jetzt mit seinem Geschäftspartner (45) auf der Anklagebank sitzt. Die beiden sollen das Paar ermordet haben, weil der Enkel seine Enterbung fürchtete.
Jetzt berichteten zwei Gutachter über die am Tatort gefundenen und analysierten Spuren. Spur 64.1 ist das Kopfkissen Enno Springmanns. Daran wurde vor allem viel DNA von Enno Springmann gefunden, aber auch viele Zellen des 45-Jährigen. „So eine intensive Spur habe ich bisher selten erlebt“, sagte der Sachverständige. Wie genau die Spuren an das Kissen gelangt sein könnten, darüber konnte er nichts sagen. Eine reine Berührung reiche nicht, sie könnten zum Beispiel mit Speichel übertragen worden sein.
Im Prozess ist schon bekannt geworden, dass Enno Springmann peinlich darauf achtete, dass niemand sein Schlafzimmer betrat. Dass er es jedes Mal abschloss, wenn er es verließ. Den 45-Jährigen, der mit seinem Enkel eine Firma betrieb, soll er gar nicht gekannt haben.
Es gibt auch Spuren, die Richtung Enkel weisen: Eine winzige Spur vom Blut seines Großvaters fanden die Experten an einer Mütze, die im Auto des Enkels lag. Und bei einer anderen Blutspur auf einer Fußmatte im Wagen dürfte es sich um Blut seiner Großmutter handeln. Die Verteidiger bohrten intensiv nach und ließen sich bestätigen, dass sich nichts darüber sagen lasse, wann diese Spuren in das Auto gelangt sind.
Ein zweiter Gutachter berichtete über sogenannte tat-relevante Faserpuren: Die Ermittler hatten an den Leichen und um sie herum eine große Zahl jeweils zusammengehörender blauer und grauer Polyesterfasern gefunden. Eine Quelle für diese Fasern — ein oder zwei passende Kleidungsstücke — wurden weder im Haus noch bei den Polizisten gefunden, die die Toten entdeckt hatten.
Bei den Angeklagten fand sich auch nichts. Aber in ihren beiden Autos wurden vereinzelt solche Fasern gefunden. Dem Argument, es könne sich um ein massenhaft verbreitetes Kleidungsstück handeln, widersprach der Gutachter. Die Fasern in den Autos und an den Leichen hätten die gleichen untersuchten Eigenschaften.
Reinhard Leis, Verteidiger des 45-Jährigen widersprach der Verwertung der DNA-Spuren. Die entsprechenden Speichelproben seien seinem Mandanten unter Vorspiegelung falscher Tatsachen entnommen worden: Obwohl er bereits als Beschuldigter verdächtigt wurde, sei er darüber nicht informiert worden, sondern habe geglaubt, er gelte als Zeuge. Daher dürften die Aussagen der Gutachter nicht verwertet werden. Er kritisierte, dass es im Ermittlungsverfahren insgesamt mehrere Täuschungen gegeben habe.
Zu Beginn des Prozesstages hatte es erneut Diskussionen um die Zeugenvernehmung der langjährigen Geliebten von Enno Springmann gegeben. Die Verteidiger des Enkels hatten Zweifel an ihrer geistigen Fähigkeit geäußert. Ein Gutachter bestätigte der 83-Jährigen jetzt aber eine überdurchschnittliche Intelligenz und dass es keinerlei Einschränkungen ihrer geistigen Fähigkeiten gebe.
Weil der Gutachter auch über vergleichsweise geringe gesundheitliche Probleme der Dame berichtet hatte, stellten die Anwälte anschließend die Frage, ob tatsächlich die Gesundheit der Zeugin in Gefahr ist, wenn sie im Gerichtssaal aussagt. Bisher war sie per Videoschalte vernommen worden. Wie es in dieser Frage weitergeht, ist noch nicht entschieden.