Stadtteilspaziergänge (7): Die freundliche Ecke Wuppertals
Vielfalt zeichnet den drittgrößten Wuppertaler Stadtdtteil aus — und jede Menge Kultur: Feierkultur, Einkaufskultur und Ausgehkultur.
Vohwinkel. Es gibt Geräusche, die sind nur im Wuppertaler Westen zu hören: Das lauter tönende Rattern der Schwebebahn zwischen den Häuserfronten. Das intensiver klingende Sirren — Sekunden, bevor die Schwebebahn in Sicht kommt. Ihr Quietschen bei der Einfahrt in den Wendebogen der Haltestelle Vohwinkel.
„Der Anblick der Schwebebahn über der Kaiserstraße ist einfach etwas ganz Besonderes“, sagt Uli Kopka. Immer wieder fasziniert ihn das Szenario, auch wenn er es schon seit seiner Kindheit kennt. Der Fotograf ist überzeugter Vohwinkeler, lebt und arbeitet im Stadtteil, engagiert sich für ihn. „Vohwinkel ist schon so etwas wie Wuppertals Eingangstor“, findet Uli Kopka.
Ein sympathisches dazu: „Die freundliche Ecke Wuppertals“ steht groß am Kaiserplatz zu lesen, und der Slogan der rührigen Werbegemeinschaft Aktion V sei durchaus nicht nur ein Lippenbekenntnis: „Bei uns macht sich die Nähe zu Düsseldorf bemerkbar.“ Zwar sei man vom rheinischen Frohsinn noch weit entfernt, „doch der bergische ‚Dickkopp’ ist in Vohwinkel weniger ausgeprägt als im Osten Wuppertals“, sagt Uli Kopka, „Es geht hier etwas lockerer zu.“
Uli Kopka
Am ehesten lässt sich das wohl an der Feierkultur zwischen Sonnborn und Schöller festmachen. Selten wird im Westen eine Gelegenheit ausgelassen, nach Kräften zu feiern. Egal, ob alljährlich im September am Flohmarkt-Wochenende, bei zahlreichen Vereins-, Kirchen-, Chor- und Sportfesten, beim Weihnachts- oder Bauernmarkt. Oder anlässlich des Jubiläums 650 Jahre Vohwinkel, das vor fünf Jahren eine ganze Woche lang mit Theater, Ausstellungen, Führungen und viel Musik gefeiert wurde — organisiert von den Vohwinkelern selbst.
Kultur und ehrenamtliches Engagement sind auch Uli Kopkas Themen. Gemeinsam mit einer Gruppe Aktiver des Bürgervereins hat er die DB-Station in den vergangenen Jahren zu einem Veranstaltungsort und Treffpunkt gemacht. Deshalb startet sein Stadtteilspaziergang natürlich am sakral anmutenden Bahnhof mit seiner eindrucksvollen Empfangshalle. 103 Jahre alt ist sie mittlerweile und müsste dringend saniert werden. „Aber der Plan für die langfristige zukünftige Nutzung fehlt noch. Wir sind schon froh, wenn demnächst endlich der Bahnhofsvorplatz aufgewertet und der O-Bus hier halten wird.“
Vom Bahnhof führt der Spaziergang hoch zur Gruitener Straße. „Dort hat man einen wunderbaren Blick auf das Zentrum mit seinen Türmen.“ Der auffälligste von ihnen ist der des Rathauses von 1897, ein echter Blickfang. Jugendstil-Optik, schmuckes Fachwerk und Gründerzeithäuser prägen das Bild, letztere finden sich unter anderem im „Malerviertel“, das von der Gruitener Straße über die Lange Brücke erreicht wird.
Auf dem Weg dorthin eröffnet sich der Blick auf das riesige, brach liegende Bahngelände westlich des Zentrums. Entstehen soll der Gewerbepark VohRang auf dieser Fläche — über die in Vohwinkel noch länger diskutiert wird als über die Entwicklung des Stadtteilzentrums rund um den Lienhardplatz.
Unterhalb des Rathauses an der Rubensstraße hält der O-Bus nach Solingen, die Schwebebahnhaltestelle befindet sich gleich gegenüber. Über den Kaiserplatz, Vohwinkels größte und zentrale Straßenkreuzung, geht es entlang der Geschäfte an der Kaiserstraße hinunter zur Lienhardstraße und auf den Lienhardplatz. Dienstags und samstags ist dort Markt. „Es gibt viele sehenswerte Ecken im Stadtteil“, sagt Uli Kopka. „Ich würde auch einen Besuch Schöllers empfehlen und an der Düssel entlang nach Gruiten Dorf spazieren.“ Das gehöre zwar nicht zu Vohwinkel, „ist aber sehenswert und liegt direkt vor der Haustür“.
Er selbst gehe gern über die Roßkamper Höhe hinunter durch den Wald zur Wupper. „Oder in die andere Richtung, ’rüber nach Solingen-Gräfrath — das ist ein Muss für alle auswärtigen Gäste.“
Die kommen nicht nur für Schwebebahnfahrten und den Flohmarkt her, sondern schätzen den drittgrößten Wuppertaler Stadtteil auch wegen der gepflegten Nachbarschaft und seiner Vielfalt in Sachen Einkaufs- und Ausgehkultur. „Ein Bummel entlang der Geschäfte, die Schwebebahn über den Köpfen — das ist einfach schön.“