Landtagswahl NRW 17 Die neue Rolle der Susanne Laschet

Ein Besuch bei Susanne Laschet, der Frau an der Seite des künftigen NRW-Ministerpräsidenten. Wie sie die Rolle ausfüllen will, weiß Susanne Laschet noch nicht. Aber eins weiß sie schon genau: Als Hündchen, das brav hinterherläuft, tauge sie sicher nicht.

Susanne Laschet will die Frau sein, die ihren Mann zu hundert Prozent unterstützt und doch sie selbst bleiben kann.

Foto: Bernd Thissen

Aachen. Nein, der Maibaum vor dem Haus der Laschets — ein stattlicher Birkenast garniert mit roten, weißen und blauen Krepppapierstreifen — war nicht für Tochter Eva bestimmt. „Als ich den Baum vor der Türe stehen sah, habe ich an meine Tochter gedacht“, sagt Susanne Laschet. Ihr Mann Armin sei dann aber den Vormittag ein bisschen auffällig hinter ihr her gewackelt. Und irgendwann habe er die Katze aus dem Sack gelassen . . .

Er selbst hatte ihr das gute Stück an die Tür gestellt. Nach 32 Jahren Ehe mal wieder ein Maibaum! Susanne Laschet findet das kein bisschen kitschig, sondern einfach schön. Überhaupt habe ihr Mann sich zuletzt sehr stark an die Familie gehalten. „Ich habe gespürt, wie wichtig ihm die familiäre Basis ist. Egal, was passiert, die Familie ist immer für ihn da. Und er für die Familie.“ Am Tag des Wahlsieges ist die Familie komplett versammelt. Susanne Laschet und die drei Kinder Eva, Julius und Johannes sind an der Seite von Armin Laschet, der in Düsseldorf den vorläufigen Höhepunkt seiner politischen Karriere erlebt und künftig als Ministerpräsident regieren wird.

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„Man kann sich auf eine solche Situation überhaupt nicht vorbereiten. Man hat eine Vorahnung, aber wenn es tatsächlich soweit ist, weiß man gar nicht mehr, was gerade um einen herum passiert“, sagt Susanne Laschet am Tag nach der Wahl. Sie sitzt in Aachen Burtscheid im Wohnzimmer ihres Hauses und scheint erst langsam zu realisieren. „Das ist ein unheimlicher Hype, mit dem ich hätte rechnen müssen, mit dem ich aber nicht gerechnet habe.“

Eine Woche vor der Wahl sei sie wahnsinnig nervös gewesen, als sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen abzeichnete. „Das war nervlich schwer zu ertragen.“ Und ein bisschen Sorgen habe sie sich um ihren Mann gemacht: „Oft genug hat er nur vier Stunden geschlafen. Da passiert schon viel, das steckt man nicht so einfach weg.“

Der Abend, der für ihren Mann zum Triumph wird, weckt mit Blick auf die Verliererin Hannelore Kraft durchaus Mitgefühl in Susanne Laschet. „Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn man in der Politik verliert; und sei es nur als Ehefrau eines Politikers. Ich weiß, wie schrecklich es ist, wenn man auf die Schnauze fällt und alle gucken dabei zu.“

Dass sie in die Rolle der Frau an der Seite des Ministerpräsidenten schlüpfen muss, ist ihr bewusst. Und sie hat auch kein Problem damit, „ich habe schließlich Ja gesagt, also darf ich mich nicht beschweren“. Allerdings schwimme sie ein bisschen, weil sie keinen Plan habe, weil sie noch nicht wisse, wie sie die Rolle ausfüllen will. Landesmutter? First Lady? „Um Gottes Willen, bitte nicht!“ Susanne Laschet will die Frau sein, die ihren Mann zu hundert Prozent unterstützt und doch sie selbst bleiben kann. „Als Hündchen, das brav hinterherläuft, tauge ich sicher nicht. Hauptsache die Frisur sitzt und die Nägel sind lackiert — das ist nicht meins.“

Sie scheut das Rampenlicht nicht und ist immer wieder öffentlich aufgetreten, sei es in Vertretung ihres Mannes oder als gelernte Buchhändlerin, die Bücher vorstellt. „Es ist nicht so, dass ich unbedingt im Mittelpunkt stehen will“, sagt die 55-Jährige. „Ich sage aber auch ehrlich: Ich winke manchmal ganz gerne vom Balkon.“

Dass sie künftig für die Dinge, die ihr persönlich wichtig sind, weniger Zeit haben könnte, macht Susanne Laschet keine Sorgen. Für sie ist klar, dass sie ihr ehrenamtliches Engagement beim „Cafe Plattform“, einem Treffpunkt für Wohnungslose, und in der Hospizstiftung Haus Hörn mit vollem Einsatz weiter betreiben werde. „Die Menschen sind mir einfach viel zu wichtig, da gibt es für mich kein Nachlassen.“

Und weniger Bücher werde sie auch nicht lesen; bei dem Thema kennt Susanne Laschet keinen Spaß: „Wenn ich die Bücher nicht mehr hätte, dann würde ich hinwelken wie ein Pflänzchen.“ Womit wir noch einmal bei der Birke sind, die in der Eingangstüre steht. Irgendwer muss das gute Stück entsorgen. Ob der Ministerpräsident noch die Zeit dazu findet? „Es ist ja nicht so, als ob er in den vergangenen 20 Jahren übermäßig viel Zeit gehabt hätte für solche Dinge.“

Gut möglich, dass ihm die Tatsache, dass die Maibaumgeschichte den Weg in die Öffentlichkeit findet, gar nicht so recht sei, mutmaßt Susanne Laschet. Doch Tochter Eva, die neben ihr sitzt, besteht darauf, dass sie erzählt wird. Irgendwie zeige das ja auch eine Seite ihres Vaters, die man so nicht kenne. Klingt aber doch nach dem liebenswerten Armin Laschet, der so gar nicht böse sein kann, was ihm seine politischen Kritiker gerne vorwerfen. „Der kann ganz schön böse. Und ganz schön laut“, sagt Susanne Laschet. Oft komme das nicht vor. „Wir lassen ihn dann einfach mal ein bisschen schimpfen. Und gut ist.“