Landtagswahl NRW Wie Kraft sich im Dialog mit unseren Lesern erklärt (mit Video)
Beim Leserforum unserer Zeitung kommen Themen aufs Tapet, die Menschen angehen: Rente, Schule, Kitas und Mobilität.
Düsseldorf. Der Wahlkampf hat begonnen. Hannelore Kraft ist unterwegs. Morgen steigt die große SPD-Auftaktveranstaltung in Essen. Martin Schulz und Sigmar Gabriel werden dann bei ihr sein. Es ist das große SPD-Besteck. Und die NRW- Ministerpräsidentin trifft auf ihre Wählerinnen und Wähler. Das sind gute Tage, mit den Menschen kann sie, Kraft hat einige Gänge hochgeschaltet. Auch beim Redaktionsbesuch unserer Zeitung, bei dem interessierte Leser in den Dialog mit der Landesmutter gegangen sind. „Beim Leserforum der WZ thematisch alles dabei: Wirtschaft, Startups, Mobilität, Kitas, Schule oder Rente“, twittert Kraft später, als sie schon wieder auf dem Weg nach Berlin ist. In der Tat: Die Leser wollen wissen, woran sie mit Kraft und der SPD wären.
Zum Beispiel beim Thema Schule und Inklusion. Die Lehrer seien mit zu vielen Projekten überfrachtet, findet ein Leser aus Krefeld. „Das ist das, was sie mir auch sagen. Lasst uns doch mal in Ruhe, dann läuft das schon“, erzählt Kraft. „Aber das kann ich nicht. Wir müssen uns auf die Digitalisierung vorbereiten.“ Und überdies setze NRW mit der Inklusion eine Konvention der UN um. „Wir tasten uns vor und gehen Schritt für Schritt.“ Jede Klasse doppelt zu besetzen, wie es mancher Lehrerverband fordere, sei aber nicht leistbar. Das gebe der Haushalt nicht her. Sie empfiehlt Eltern und Schülern „ein bisschen mehr Gelassenheit“. Nicht jeder Weg sei klar vorhersehbar. „Auch ich bin erst 1994 in die SPD eingetreten und seit 2000 im Landtag. Wer gesagt hätte, dass das mal mein Beruf wird, den hätte ich ausgelacht.“
Es geht um Kita-Gebühren: Kraft widersetzt sich dem Vorwurf, durch die geplante 30- Stunden-Befreiung von Beiträgen würden auch die Reichen verschont. „Die müssen Steuern zahlen — und dafür sorgen wir.“ Sie erklärt ihr Lieblingsprojekt: „Kein Kind zurücklassen.“ Alle Wissenschaftler, berichtet Kraft, sagen, „wir müssen am Anfang des Lebens investieren. Das tun wir. Wir brauchen dabei einen langen Atem.“ Sie verspricht in den Redaktionsräumen, wie schon oft zuvor, auch nach der Wahl in Düsseldorf zu bleiben und nicht nach Berlin zu gehen. Weil sie den langfristigen Erfolg ihrer „vorbeugenden Politik“, miterleben wolle. Wohl auch im Amt.
Kraft spricht mit den Leserinnen und Lesern auch über die Rente. Das sei zwar ein bundespolitisches Thema, mit besseren Bedingungen für mehr Beschäftigung könne aber auch die Landesregierung viel tun. Rentenniveau auf der einen und Beiträge auf der anderen Seite — „das darf nicht weiter auseinander laufen.“
„Leben wir in einem ungerechten Land?“, fragt WZ-Chefredakteur Ulli Tückmantel zum Ende. „Es geht uns gut, aber wir leben in einem Land, in dem es noch gerechter zugehen kann“, findet Kraft und nennt Beispiele wie ausufernde Managergehälter, Befristung von Leih- und Zeitarbeit, Häme im Netz und fehlenden Respekt. Und sie spricht über mehr Elektromobilität in den Städten und Subventionen für den Diesel, der nicht mehr der Weisheit letzter Schluss sei. „Auch darüber wird zu reden sein.“ Aber erst nach der Wahl.