Ehec-Fälle nehmen dramatisch zu
Innerhalb eines Tages werden allein in NRW 70 neue Infektionen gemeldet. Der Gemüse-Absatz bricht ein.
Düsseldorf. Die Zahl der an dem gefährlichen Darmkeim Ehec Erkrankten in Nordrhein-Westfalen ist stark angestiegen. Inzwischen sind 200 Menschen betroffen — jeder Vierte leidet an lebensbedrohlichen Komplikationen, die bis zum Nierenversagen reichen können.
Allein innerhalb eines Tages wurden rund 70 neue Ehec-Infektionen bestätigt. NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) sprach von einer „sehr kritischen Situation“. Auch im Norden stiegen die Zahlen nach einer kurzzeitigen Entspannung wieder rapide an. Bundesweit kletterte die Zahl der gemeldeten Infektionen und Verdachtsfälle von rund 1.500 auf 2.000.
Bei der Suche nach der Infektionsquelle tappen die Behörden nach wie vor im Dunkeln. Der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Reinhard Burger, sagte, die Quelle sei unbekannt, und es sei nicht auszuschließen, dass sie weiter zu Infektionen führe. Erst in einigen Tagen werde sich zeigen, ob die Warnungen vor rohem Gemüse die Infektionen gebremst haben. „Es spricht alles dafür, dass Deutschland die Infektionen verbreitet hat“, betonte er.
Derweil klagen die deutschen Gemüsebauern zunehmend über finanzielle Schwierigkeiten, weil sie wegen des eingebrochenen Absatzes tonnenweise Waren wegwerfen müssen. Sie forderten Schadenersatz. Peter Muß vom Provinzialverband Rheinischer Obst- und Gemüsebauer sagte: „Seit dem Wochenende ist der Absatz von Salat, Tomaten und Gurken praktisch vollständig zum Erliegen gekommen.“
Bei anderen Gemüsesorten werde teilweise nur noch die Hälfte der sonst üblichen Mengen verkauft. Die Landwirte schätzen den Schaden auf bundesweit bis zu fünf Millionen Euro pro Tag. Für viele Betriebe sei die Situation existenzgefährdend. Red/ut