Hohe Zinsen gibt’s nur mit Risiken

Anleihen auf den Staat sind sicher — aber bringen wenig. Wer Unternehmen sein Geld leiht, darf dabei nicht ängstlich sein.

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Düsseldorf. Schildkröte Günther Schild ist in Pension gegangen. Er diente als Maskottchen der Deutschen Finanzagentur und sollte Anleger für Bundeswertpapiere begeistern. Mittlerweile hat die staatliche Agentur ihren aktiven Betrieb wieder eingestellt.

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Dennoch ist die Nachfrage ungebremst. In der Finanzkrise war der Run so groß, dass der deutsche Staat nur eine mickrige Rendite um die Nullgrenze zahlen musste und trotzdem genügend Geld von den Anlegern bekam. Wer sein Vermögen in Bundeswertpapiere investiert, leiht Vater Staat Geld.

Das Risiko hält sich somit in Grenzen — zumindest in Deutschland. Seit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland hat diese brav ihre Schulden zurückgezahlt.

Da die Zinsen wieder steigen, wird es höchste Zeit, sich von alten, schlecht verzinsten Papieren zu trennen. Denn nicht nur die Kosten fressen den geringen Ertrag auf. Papiere mit Renditen um die Nullgrenze führen bei einer Inflationsrate von 1,5 Prozent zu einem hohen Wertverlust.

Wer heute der Bundesrepublik sein Geld anvertraut, wird immerhin wieder mit rund zwei Prozent Zinsen belohnt — knapp über der Inflationsrate. Nur inflationsindexierte Bundesanleihen bieten noch Schutz vor der Geldentwertung. Steigen zudem die Zinsen, fallen die Kurse. Je länger Anleger mit dem Verkauf warten, desto weniger bekommen sie von der Einlage zurück.

Die Abgeltungssteuer ist derzeit — trotz steigender Zinsen — kein Problem. Wer in der Niedrigzinsphase seinen Freistellungsauftrag voll ausschöpfen will, muss schon recht viel Geld angelegt haben: Ein Single darf 801 Euro Zinsen im Jahr erzielen, ohne dass Vater Staat seine Hand aufhält (Verheiratete 1602 Euro). Bei einem Zinssatz von 1,5 Prozent im Jahr, müsste dieser Vermögen in Höhe von 53 400 Euro anlegen, um überhaupt an der Freistellungsmarke zu kratzen.

Auf der Suche nach Zinsangeboten haben die Anleger die Unternehmensanleihe für sich entdeckt. Bäcker, Baumarkt und Co. leihen sich Geld von solventen Sparern. Wer bereit ist, dem Unternehmen einen Teil seines Kapitals für einen bestimmten Zeitraum zu leihen, bekommt dafür einen festen Zinssatz. Dieser war auch in der Niedrigzinsphase weit höher als anderswo.

Wie hoch allerdings das Risiko ist, zeigt das aktuelle Beispiel der Windreich AG aus dem baden-württembergischen Wolfschlugen: Mit satten 6,5 Prozent ist die Anleihe der Windpark-Entwickler ausgestattet. Jetzt meldete das Unternehmen Insolvenz an. Den Gläubigern droht der Totalverlust. Denn im Ernstfall würden zuerst die offenen Kredite der Banken bezahlt. Und nur wenn dann etwas übrig bleibt, bekommt der Sparer einen Teil seiner Einlage zurück. Dennoch sind die Anleihen durchaus interessant. Bei der Auswahl sollten sich Anleger aber nicht nur von den hohen Zinsen blenden lassen, sondern auch das Unternehmen und dessen gesamte Branche ansehen. Wie hoch ist der Druck der Konkurrenz? Übersteigen die Gewinne die Verluste? Wer damit nichts anfangen kann, sollte besser die Finger davon lassen.