Jetzt das billige Baugeld nutzen
Wer sich den Traum vom Eigenheim erfüllen möchte, hat jetzt ideale Bedingungen für die Finanzierung.
Düsseldorf. So sehr Kleinsparer oder Kapitalanleger unter niedrigen Zinsen leiden, so sehr können sich Häuslebauer freuen: Die aktuelle Nierigzinsphase macht den Weg in die eigenen vier Wände so einfach wie nie. Zwar lauern ein paar Fallstricke, doch wer diese im Blick hat, kann derzeit bei der Immobilienfinanzierung viel Geld sparen. Auch Sondertilgungen bestehender Darlehen sind jetzt besonders attraktiv.
Der ein oder andere wird sich noch schmerzvoll erinnern: Wer 1990 mit Hilfe der Bank ein Haus bauen wollte, musste bis zu neun Prozent Zinsen zahlen. Geradezu paradiesisch erscheinen da die durchschnittlich 2,7 Prozent, die aktuell laut den Finanzexperten des Verbraucherportals Biallo für Baugeld mit zehnjähriger Zinsbindung gefordert werden.
Wer sich die Zinsen für längere Zeit sichert, kommt immer noch sehr günstig an das geliehene Geld. 20 statt zehn Jahre Zinsbindung kosten derzeit im Schnitt rund 0,7 Prozentpunkte mehr. Sogar 30 Jahre Laufzeit sind bei einigen Anbietern für einen relativ geringen Aufpreis möglich. Unterm Strich wird die Finanzierung so zwar zunächst teurer. Das Zinsrisiko aber entfällt weitgehend — und damit auch die Gefahr, dass die Anschlussfinanzierung irgendwann einmal die eigenen Möglichkeiten übersteigt.
„Lange Laufzeiten sind besonders für Menschen interessant, die wenig Eigenkapital haben oder niedrig tilgen“, sagt deshalb Bernd Hölscher, Chef des Baugeldvermittlers Enderlein.
Niedrige Zinsen machen den Kauf einer Immobilie zunächst einmal äußerst attraktiv — bringen aber auch Nachteile: Einerseits wollen viele die Gunst der Stunde nutzen, die Nachfrage ist entsprechend groß. Zudem können sich die Interessenten bei gleicher monatlicher Rate mehr leisten, was die Preise zusätzlich in die Höhe treibt.
In guten Wohnlagen kommt es nicht selten vor, dass sich Kaufinteressenten gegenseitig sogar überbieten — anstatt wie sonst üblich versuchen, den Preis zu drücken.
Ein weiterer Haken: Bei niedrigen Zinsen dauert die Finanzierung insgesamt länger. Wer bei einem Darlehen mit 2,5 Prozent Zinsen die Standard-Tilgung von einem Prozent wählt, hat zwar eine geringe monatliche Belastung, ist aber erst nach 50 Jahren schuldenfrei. Viel zu lang. Die Lösung: Hebt man die Tilgung auf zwei Prozent, ist der Kredit 17 Jahre früher abbezahlt. Die monatlichen Mehrkosten liegen pro 100 000 Euro Kreditsumme unter 100 Euro.
Ein wenig schludern darf hier, wer die Hypothek mit einem Bausparvertrag mit kürzerer Laufzeit kombiniert. Ist der Bausparkredit getilgt, kann das freiwerdende Kapital von nun an jeden Monat in den Bankkredit gesteckt werden. So wird die Tilgung beschleunigt. Damit das funktioniert, muss (was grundsätzlich sowieso empfehlenswert ist) im Kreditvertrag das Recht auf Sondertilgungen oder eine Änderung der Tilgungsrate vereinbart werden.
Wer derzeit noch an seine Immobilienfinanzierung gebunden ist und Geld langfristig anlegen möchte, sollte einen Blick in seinen Finanzierungsvertrag werfen. Eine Sondertilgung eines Vier-Prozent-Kreditvertrags, wie er vor fünf Jahren üblich war, schlägt jedes aktuelle Festgeld-Angebot. Nachteil: Das Geld ist nicht mehr verfügbar. So attraktiv das geschnürte Paket sein mag: Ohne Vergleich sollte niemand einen Kredit abschließen.
Schon ein Unterschied von 0,1 Prozentpunkten kann bei einer 250 000-Euro-Finanzierung im Laufe von zehn Jahren 2200 Euro ausmachen. Beim Vergleichen helfen Finanzrechner im Internet. Ein Gang zur Hausbank ist trotzdem immer ratsam. Im Fall des Autors war der Finanzvermittler mehr als 0,5 Prozentpunkte teurer, obwohl die Zinsbindung bei der Hausbank zehn Jahre länger war.