Mit dem Rad zur Arbeit: Fahrradfreundliche Betriebe sind noch Mangelware

Dieser Beitrag ist Teil des Blogs "Selbstversuch: Mit dem E-Bike zur Arbeit". WZ-Redakteur Carsten Icks pendelt einen Monat lang täglich mit einem Speed-Pedelec zur Arbeit. Morgens 20 Kilometer hin, abends 20 Kilometer zurück. Alle Folgen des Dauertests gibt es unter wz.de/ebike.

Vor ein paar Tagen habe ich hier schonmal die Leserzuschrift von Klaus Armonies erwähnt, der täglich mit dem Rad (neuerdings mit einem schnellen E-Bike) von Krefeld nach Moers fährt. Spannend fand ich vor allem den Aspekt, dass sein Arbeitgeber, das St. Josef Krankenhaus in Moers, vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club ADFC als erstes deutsches Krankenhaus mit dem Zertifikat "Fahrradfreundlicher Betrieb" ausgezechnet wurde. Ich habe heute mal beim ADFC in Berlin angerufen, um mit Pressesprecherin Bettina Cibulski darüber zu sprechen, wie Arbeitgeber ihre Angestellten beim Thema E-Mobilität unterstützen können.

"Der ADFC schätzt E-Bikes sehr - genau für die Leute, die normalerweise nicht mit dem Rad fahren können. Zum Beispiel, weil sie zu weit weg wohnen und nicht verschwitzt im Büro ankommen wollen", sagt Cibulski. Auf Seiten der Arbeitgeber komme zwar langsam Bewegung in das Thema, es gebe allerdings noch viel zu tun. Gerade einmal ein Dutzend Betriebe hat neben dem Moerser Krankenhaus bislang den Zertifizierungsprozess erfolgreich abgeschlossen. Kriterien sind zum Beispiel sichere Parkplätze, eine Möglichkeit, sich umzuziehen und zu Duschen, vielleicht ein kleiner Spind für die Mitarbeiter und eine Werkstatt. "Dazu muss es im Unternehmen einen festen Ansprechpartner geben. Das Thema Fahrrad muss in der ganzen Firma präsent sein", sagt Cibulsk.

Beim St. Josef Krankenhaus in Moers ist Klaus Armonies dieser Fahrrad-Beauftragte. Die Stellplatz-Sicherheit hat sein Arbeitgeber zum Beispiel so gelöst: "Wir haben unseren Fahrradabstellplatz im Krankenhaus nur für Mitarbeiter über Transponder zugänglich gemacht. Er ist kameraüberwacht und eine unüberwindbare Zaunanlage verhindert Diebstähle." Zuvor seien Räder sogar von abgeschlossenen Stellplätzen gestohlen worden. Dass die Räder während der Arbeit absolut sicher sind, ist aus Armonies Sicht essenziell: "Nur so kann man Mitarbeiter motivieren, mit hochwertigen Rädern zur Arbeit zu kommen."

Ein Fahrradschloss, das sagt auch Bettina Cibulski vom ADFC, kann noch so gut und teuer sein - irgendwie ist es zu knacken. Und ein GPS-Sender, der dem Besitzer verrät, wo sich das Rad gerade aufhält, "ist zwar eine gute Sache. Aber der Dieb sieht das ja nicht, das Fahrrad ist also erstmal weg". Fahrradhäuschen, wie sie in Hamburg schon stehen und auch in Düsseldorf diskutiert werden, hält sie für eine gute Sache. Für Pendler, die auf die Bahn umsteigen, werden bereits an vielen Bahnhöfen Fahrradboxen angeboten - und sind sehr beliebt.

In der Pflicht sieht sie aber vor allem die Unternehmen, bei denen sich die alternative Mobilität in der Breite noch nicht durchgesetzt hat. "Aber der Trend zum E-Bike ist definitiv da, in Deutschland gibt es schon 1,3 Millionen." Ihre Hoffnung: Wenn das Thema weiter boomt, werden Arbeitgeber es irgendwann nicht mehr ignorieren können.