Sachwerte: Aktien oder Ölgemälde?
In Zeiten der Krise setzen Anleger auf handfeste Werte. Wer in Kunst investiert, sollte sich gut auskennen.
Düsseldorf. „Goldene Zeiten“ — hat noch Anfang vergangenen Jahres mein Nachbar mit verschwörerischem Lächeln über den Gartenzaun geraunt. Der Herr Nachbar hat Anfang 2013 einen fetten Batzen des Ersparten in Gold umgeschichtet. Es war ein Tipp von seinem Berater bei der Bank. Mit dem spricht der Goldanleger inzwischen nicht mehr, denn in den vergangenen zwölf Monaten hat sein Gold rund ein Viertel des Ursprungswertes verloren. Der Aktienindex Dax stieg im gleichen Zeitraum um mehr als 20 Prozent.
Dennoch überlegen viele Menschen, ob solide Sachwerte nicht eine Geldanlage mit Krisen-Panzer sind. Schließlich sind die Börsenkurse ja schon verdammt hoch, und die Zinsen mickrig.
Wie mein Nachbar aber gemerkt hat: Auch harte Werte können ganz schnell ganz weich werden. Denn die Sachwerte, zu denen übrigens auch Immobilien gehören, unterliegen den Grundregeln des Marktes. Und die machen die Verbraucher selbst: Was begehrt ist und selten, das wird teuer — und umgekehrt.
Vor zwanzig Jahren etwa war ein schöner Biedermeier-Stuhl gut und gern noch umgerechnet 400 Euro wert, heute bleibt der Besitzer auf dem Staubfänger oft unfreiwillig sitzen — oder bekommt gerade mal ein Viertel des früheren Wertes. Kunst, vor allem Gebrauchskunst, unterliegt eben der Mode unter ihren potenziellen Käufern.
Dennoch kann Kunst eine gute Geldanlage sein. Unter zwei Voraussetzungen: Entweder der Käufer hat genügend Geld, um in wirkliche 1A-Ware zu investieren. Die erkennt man aber nur, wenn man sich lang und ausführlich mit dem Markt befasst hat, wie Klaus Gerrit Friese, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Deutscher Galerien und Kunsthändler, betont. Und selbst der große Maler Gerhard Richter sagt, die Gemälde-Preise seien „genauso absurd wie die Bankenkrise“. Es ist eben eine Kunst, zu spekulieren. Die zweite Voraussetzung ist einfacher. Man hat Spaß an den schönen Stücken wie Kelim-Teppich, Jaguar E-Type oder Tiffany-Lampe. Kaum eine Investition wird dem Anleger Tag für Tag so viel Freude machen — auch unabhängig von der Wertentwicklung.
Auch Schmuck ist so ein Freudenbringer. Mehr als den Materialwert wird man bei einem Wiederverkauf allerdings nur in seltenen Fällen aus dem teuren Schmuckstück holen. Sachwerte sind also nie dazu geeignet, darin sein ganzes Vermögen anzulegen — zumindest dann nicht, wenn der Anleger eine krisenfeste Rendite erwartet, auf die er sich auch nach Jahrzehnten noch verlassen kann.
Aber wer sich an die Regel hält, sein Vermögen auf verschiedene Anlageklassen zu verteilen, der kann auch Kunst oder Edelmetalle dazu nehmen. So lassen sich Einbrüche bei Anleihen, Aktien oder Immobilien im Idealfall abfedern.
Irgendwohin flüchten die Kapitalanleger ja immer, wenn die Zeiten mal nicht so golden sind. Das kann dann auch der Kunst-Fonds sein, Gold oder die Eigentumswohnung in Düsseldorf-Oberkassel. Mein Rat: Hören Sie nicht auf den Berater Ihres Nachbarn. Lieber auf Ihr Herz — und die realistische Einschätzung Ihrer Risikobereitschaft.