Abschied von Büffeln und Pferden

Northern Territory. Ich sitze auf der Holzbank vor unserem Küchen-Van. Mein kleiner Camper ist gewienert, das winzige Bett abgezogen. Meine Tasche ist so gut wie gepackt (warum wird das Zeug, dass da hineinmuss eigentlich immer auf unerklärliche Weise mehr und größer im Verlauf einer Reise?

Nach fünfeinhalb Monaten im Outback zieht Juliane Kinast weiter.

Foto: Juliane Kinast

!) und ich warte darauf, dass die Wrights und unsere Crew eine Herde Stiere zusammengetrieben hat. Dann wird Jackaroo Daniel mich in die nächste Stadt fahren und ich setze meine Reise fort.

Fünfeinhalb Monate habe ich jetzt die Jillaroo gegeben. Eine deutsche Vegetarierin und Großstädterin auf einer Beef Station im australischen Busch. Es hat oft wehgetan - in die Spitze meines aufgesäbelten Zeigefingers ist das Gefühl noch immer nicht zurückgekehrt -, es war oftmals hart. Körperlich. Aber vor allem war es hart, mal nicht alles haben zu können. Keinen Schokokuchen, keine Pizza, meistens nicht einmal einen kalten Drink. Und nur einmal in der Woche über die Festnetzleitung zu Hause anzurufen, um ein Lebenszeichen zu senden. Nichts von all diesen grandiosen, beängstigenden, schockierenden und weltsichtverändernden Erlebnissen mit den wichtigen Menschen in meinem Leben teilen zu können. Aber ich habe durchgehalten. Eine ganze Saison.

Als Cowgirl im australischen Busch
36 Bilder

Als Cowgirl im australischen Busch

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Und ich werde es vermissen. Sogar den roten Staub in jeder einzelnen Pore. Besonders aber dieses Leben im Moment. Etwas, das ich vorher nicht gekannt habe. Es ist ein kleiner Kosmos ohne Nachrichten, ohne Rest der Welt. Abgeschlossen und irgendwie beschützend. Kein Nachdenken über Riesterrente oder auch nur Planung, wann man sich mit wem mal wieder auf eine Tasse Kaffee trifft. Ich möchte behaupten, man weiß nicht, was innere Ruhe ist, bis man mal vier Stunden auf einem Pferd unter einem schattigen Baum gesessen und Jungrindern beim Grasen zugesehen hat. Ich hoffe, ich kann ein bisschen was von diesem Gefühl gegen den hektischen und fordernden Rest der Welt verteidigen, in den ich jetzt wieder zurückkehre.

Aber ich freue mich auch. Auf Schokokuchen natürlich, auf Eis mit Sahne und Bier aus einem Glas. Auf lange Telefonate mit vielen lieben Menschen. Und auf Western Australia. In den größten Bundesstaat Australiens - und im Übrigen ähnlich leer wie das Northern Territory - zieht es mich jetzt nämlich. Zurück auf die Straße. Und das ist gut. Das Abenteuer geht weiter. Aber man sagt ja: Zuhause ist, wo das Herz ist. Und ein Stückchen davon wird für immer hier draußen im Busch bleiben, bei Rinderherden, wilden Büffeln, meinen Pferden und dem roten Staub.