Der Alltag auf der Cattle Station: Von "Killern" und einer Dusche ohne Sichtschutz

Northern Territory. Ich schreibe jetzt seit einigen Folgen über Krokodilnester-Kontrollen, Büffeljagd und Sternenhimmel. Aber ich glaube, ich habe versäumt, ein paar Worte über den Alltag auf einer Cattle Station im australischen Outback zu verlieren, der auch so weit von allem Städterleben auf unserer Seite des Globus entfernt ist, dass man ihn sich wohl kaum vorzustellen vermag.

Wenn das kein einladendes Badezimmer ist . . .

Foto: Juliane Kinast

Also, ich habe es sehr komfortabel getroffen. Mein Campervan hat ein gemütlich großes Bett, einen Schrank, in dem ich das Bier und die Coke lagern kann, und eine Bank mit Tisch, auf der mehr oder weniger (eher mehr) verdreckte Kleidung herumfliegt. Strom habe ich, sobald Station-Boss Frank am Abend den Stromgenerator, der mit Kraftstoff betrieben wird, angeworfen hat. Was natürlich auch bedeutet: All unsere Lebensmittel im Kitchen-Van sind über Tag ohne Kühlung.

Zum Glück hält das große Kühlhaus am Haus der Familie bis zum Abend immer durch. Denn schließlich fährt über Wochen niemand in die nächste Stadt, Katherine, zum Einkaufen. Deshalb wird vom Weißbrot über den Käse bis zum Gemüse alles eingefroren. Auch das Fleisch.

Abenteuer-Leben in der Mitte von Garnichts
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Immer, wenn die Vorräte zur Neige gehen, gibt es einen "Killer". Das heißt, eine Kuh wird erschossen und jedes kleinste bisschen Fleisch von ihr für die Familie und uns Arbeiter verwertet. Befremdlich ist es nur beim ersten Mal, wenn man zur Waschmaschine am Haus läuft, um seine Arbeitskleidung zu reinigen, und die großen Fleischstücke zum Trocknen über Nacht auf der Wäscheleine hängen...

Die größten Augen haben meine Lieben zu Hause, die ich einmal pro Woche übers Festnetz anrufen darf (Handyempfang und Internet gibt es ja nicht), aber gemacht, als ich von den Sanitäranlagen berichtet habe. Es gibt im Arbeitercamp eine kleine Wellblechhütte, in der die Toilette steht. Direkt dahinter liegt auf dem Boden eine schwarze Kunststoffmatte, aus der Blechwand ragt ein Duschkopf. Die einfachen Gegebenheiten an sich wären ja kein Problem. Dummerweise fehlt rund um diese Busch-Dusche jeglicher Sichtschutz. Weshalb es klüger ist, mit der Katzenwäsche bis zum Einbruch der Dämmerung zu warten - falls da überhaupt schon Feierabend ist -, allerdings ist dann das Wasser in den Schläuchen nicht mehr von der Hitze des Tages erwärmt. Jeden Abend stehe ich also erneut vor der Wahl: Privatsphäre oder Warmwasser ... Oder den Weg hoch zum Haus auf sich nehmen, wo es einen Tank für das heiße Wasser gibt. Unter dem allerdings muss man erst ein Feuer entfachen. So oder so: Körperhygiene ist ein Organisationsakt im Outback.

Dafür wird vieles andere einfacher: Die Haare mal drei Tage nicht gewaschen? Wen stört's? Es gibt nicht einmal einen Spiegel bei der Dusche. Wozu die Fingernägel jeden Abend lupenrein schrubben? Sie sind am nächsten Tag ohnehin wieder verschmiert. Die Zeit wird lieber genutzt, um aus den Lebensmitteln, die Station-Chefin Cheryl uns zur Verfügung stellt, ein leckeres Abendessen zu zaubern. Reihum darf und muss jeder Mal. Und irgendwie schmeckt es nach einem langen, anstrengenden Arbeitstag immer. Obwohl die "Sahnesoße" mit Pulvermilch gemacht ist und der Knoblauch in pulverisierter Form daherkommt. Erschöpfung, Lagerfeuer und Dosenbier sind doch die besten Köche - das hat das Leben als Cowgirl mir ganz klar gezeigt.