Zurück im Busch - zum Höhepunkt der Dürre-Saison
Northern Territory. Zurück im Busch. Die fünf Meter vom Road Train, dem großen Viehtruck, mit dem ich wieder raus zu meiner Cattle Station gefahren bin, bis zum Küchen-Van haben ausgereicht, um meine Poren mit rotem Staub zu füllen - und all meine saubere Kleidung aus dem Urlaub ebenfalls.
Das satte Grün Balis ist nach einigen Tagen schon unsagbar weit weg. Hier ist fast gar nichts mehr grün. Die Dürre-Saison im australischen Northern Territory ist auf ihrem gnadenlosen Höhepunkt.
Fast alle Creeks sind inzwischen ausgetrocknet. Junge Stiere, die vor wenigen Monaten noch vor Muskeln strotzten, jetzt aber nur noch Haut und Knochen sind, suchen die Flussläufe verzweifelt nach ein paar Tropfen ab. Die Not ist so groß, dass die Tiere am Fuße des Damms, den die Wrights in einem ihrer Paddocks errichtet haben, unachtsam in den Schlamm stapfen und stecken bleiben - endlich umgeben von Wasser, aber doch in einer tödlichen Falle. Meine Jillaroo-Kolleginnen Hannah und Sadye und ich haben eine Kuh mit dem Landcruiser aus ihrer morastigen Klemme befreien können. Aber sie war vom Kampf gegen den schwarzen Matsch wohl zu geschwächt; als ich zwei Tage später wieder zum Damm gefahren bin, um nach ihr zu sehen, fand ich nur noch einen aufgeblähten Kadaver.
Die Härte dieses sonderbaren Kontinents so hautnah zu erleben, ist ein außergewöhnliches Erlebnis. Das Gras ist so trocken, dass jeder Funke einen Buschbrand entfachen könnte. Jeden Tag klettert die Temperatur weit über die 40-Grad-Marke. Mit dem ersten Tageslicht um 5.30 Uhr am Morgen beginnt die Arbeit - weil es zwischen 12 und 15 Uhr nur im Schatten halbwegs erträglich und an körperliche Aktivität nicht zu denken ist.
Und dann, an einem Tag, sind plötzlich die dunklen Wolken da. Aus dem Nichts. Der Horizont wird alle paar Sekunden von Blitzen erhellt. Der Regen kommt so schnell und heftig, dass wir alle es kaum glauben können. In Minuten verwandelt sich der rote Staub in tiefen Schlamm, überall bilden sich Pfützen. Es regnet durch die Moskitonetze in meinen Campervan, die Sturmböen reißen den Sichtschutz rund um unsere Buschdusche mit sich. Es riecht fast wie in einem deutschen Wald.
Genauso schnell, wie sie gekommen sind, verschwinden die Regenwolken aber auch wieder. Am nächsten Tag wieder trockene Hitze. Nur dass jetzt überall zaghafte Spitzen von grünem Gras aus dem Boden sprießen. Als wollte die Natur zeigen, dass sie noch da ist und bereit, mit dem Wachstum loszulegen. Aber es soll der letzte Regen für die folgenden Wochen gewesen sein. Nur ein kleiner Vorbote. Die Regensaison ist noch weit weg. Und um die Flüsse zu füllen, hat diese Dusche nicht gereicht. Für die Tiere geht der Kampf weiter. Für die deutsche Jillaroo im Übrigen auch.