Die Frauen spielen Fußball — und die Damen Tennis
Eine historische Erklärung gibt es dafür nicht. Den Unterschied macht der Körpereinsatz.
Düsseldorf. Fußballfrauen und Tennisdamen — wo liegt eigentlich der Unterschied? Sportlich gesehen ist alles klar. Tennisdamen schwingen den Schläger, mal alleine, mal zu zweit, ganz in weiß bekleidet mit engem T-Shirt und Minirock — oft in feinen Falten. Fußballfrauen tragen Trikot und Shorts, bilden mit den anderen zehn ein Team und treten vor den Ball, mal mit Feingefühl und mal mit voller Wucht. Nicht sehr damen- sondern eher rüpelhaft.
Der andere feine Unterschied liegt bei den Ausübenden der jeweiligen Sportart. Per Definition ist „Dame“ ein höflichere Bezeichnung für „Frau“ — meint aber im Grunde nichts anderes. Es darf gemutmaßt werden: Vielleicht sind Tennis spielende Frauen, pardon Damen, einfach die höflicheren Sportlerinnen. Auch andere gut bürgerliche Sportarten wie Golf und Hockey sind, zumindest, was die weiblichen Akteure angeht, eine Sache der „Dame des Hauses“.
Mitglied im Tennis- oder Golf-Klub zu sein, gilt als gesellschaftlich angesehener als die Mitgliedschaft im Fußballverein. Historisch gesehen jedenfalls gibt es keinen Grund, warum es Frauenfußball aber Damentennis heißt.
Gabi Langen vom sporthistorischen Institut der Sporthochschule Köln kann über solche Mutmaßungen nur schmunzeln. Denn die Fußballfrauen hießen nicht immer Frauen, sondern durften sich zeitweise auch mit der höflicheren Bezeichnung „Dame“ schmücken. Zeitweise sei tatsächlich vom Damenfußball die Rede gewesen.
„Frauenfußball ist keine historisch gewachsene Bezeichnung“, sagt Langen. Auch sie kann nur spekulieren. „Vielleicht ist der Frauenfußball noch nicht richtig in unserer Gegenwart angekommen und heißt in drei Jahren wieder Damenfußball, wer weiß“, scherzt die Sporthistorikerin.
Als weitere „Frauen“-Sportarten gelten außerdem Handball und Boxen. Beide sehr körperbetont. Aber zumindest beim Handball war das nicht immer so. Handball ist eine Erfindung vom Anfang des 20. Jahrhunderts, ursprünglich körperlos und der Frau eher angemessen als Fußball, wie der Erfinder des Handballs, der Berliner Turnwart Max Heise, seiner Zeit meinte.
Also eher etwas für die Dame? Nein, denn Sinn seiner Erfindung war es, den Mädchen eine Möglichkeit zu geben, sich auszutoben — auch wieder nicht sehr damenhaft. Das Ende vom Lied: Eine klare Linie gibt es nicht. Die Frauen tanzen einfach aus der Reihe. Und im Endeffekt ist die Dame genauso eine Frau wie die Frau eine Dame.