Liga-Kritik an Neid - Zwanziger: „Das Beste“
Wolfsburg (dpa) - Aus der Bundesliga kommt nach dem deutschen Aus im WM-Viertelfinale Kritik an Silvia Neid, DFB-Präsident Theo Zwanziger stärkt der Bundestrainerin hingegen den Rücken.
„Silvia Neid ist das Beste, was wir kriegen können“, sagte der Chef des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) im Anschluss an die 0:1-Niederlage gegen Japan in Wolfsburg. „Sie hat uns so viel weitergebracht.“
Aus diesem Grund hatte der DFB bereits vor der Heim-WM den Vertrag mit Neid um drei Jahre bis 2016 verlängert - und die 47-Jährige verspürt auch trotz des verpassten Minimalziels Halbfinale „keine Motivationsprobleme“ für die im Herbst anstehende EM-Qualifikation zur Endrunde in Schweden 2013. Wenn drei oder vier Wochen vergangen seien, wolle auch ihr Team wieder zeigen, „dass man da oben hingehört“.
So viel Schonzeit wollten Neids Kritiker ihr allerdings nicht zugestehen. „Es ist trotz der langen Vorbereitungszeit nicht gelungen, eine mannschaftliche Einheit hinzukriegen“, bemängelte Siegfried Dietrich, Manager des Bundesliga-Rekordmeisters 1. FFC Frankfurt.
Auch Potsdams Trainer Bernd Schröder, der sich seit Wochen als Dauernörgler an Neid betätigt, monierte erneut die rund dreimonatige Trainingsphase. Man habe „das Gefühl, dass einige etwas platt waren“, sagte der Meistercoach. Allerdings sei dies so abgesegnet gewesen, schränkte Schröder ein - „auch von der Liga“.
Zudem sorgte der Umgang mit Rekordnationalspielerin Birgit Prinz, die gegen Japan ihr internationales Karriereende auf der Bank erlebte, für Unmut. „Man hätte ihr schon mehr zeigen können, dass man auf sie zählt“, sagte Frankfurts Dietrich, der zugleich Berater der früheren deutschen Spielführerin ist. „Sie hätte eine wichtige Rolle spielen können.“
Auch Schröder hatte gefordert, dass Prinz nicht „allein als Sündenbock herhalten“ dürfe. Doch zumindest für die Entscheidung, die 33 Jahre alte Angreiferin im K.o.-Spiel gegen Japan draußen zu lassen, erhielt Neid Zustimmung von ihrem fleißigsten Kritiker: „Birgit ist zu langsam gegen die flinken Japanerinnen.“
Zudem hatte Neid mit einigen taktisch überraschenden Schachzügen während der WM durchaus für Verwunderung gesorgt. So blieb Prinz in der für sie ungewohnten Rolle als einzige Spitze weitgehend wirkungslos und rutschte somit weiter in die Formkrise. Gegen Japan verwunderte die frühe Auswechslung von Linda Bresonik, die als Ersatz der verletzten Kim Kulig im defensiven Mittelfeld eine starke Leistung geboten hatte. „Die Trainerin war unzufrieden, und deshalb hat sie mich rausgenommen“, sagte die Duisburgerin. „Man findet das selber immer etwas anders.“
Die ehemalige Nationalspielerin und ARD-Expertin Nia Künzer kritisierte im Ersten die defensive Mannschaftsaufstellung der DFB-Elf. „Was sich wie ein roter Faden durch die Vorbereitung, aber auch im Turnier gezeigt hat: die deutsche Mannschaft hat sich sehr schwergetan mit der Spieleröffnung, im Aufbauspiel.“
Nach der frühen verletzungsbedingten Auswechslung von Kim Kulig sei Neid in Nöte gekommen und habe „die Mannschaft vielleicht zu defensiv aufgestellt“. „Ich bin mir sicher, Birgit Prinz hätte als erfahrene Spielerin der Mannschaft helfen können“, ergänzte Künzer.