Silvia Neid: Die Königin des Fußballs

Bundestrainerin Silvia Neid lebt den Ehrgeiz vor, den sie von ihren Spielerinnen verlangt. Kompromisslos.

Mainz. Manchmal reagiert sie immer noch ein wenig sauer, wenn sie von Leuten angesprochen wird, die sich erstmals bei der Weltmeisterschaft 2011 in Deutschland wirklich für Frauenfußball interessieren.

„Sie waren aber auch noch nicht so häufig bei uns“, sagt Silvia Neid dann. Und lächelt. Die Frau, die wie keine zweite den Frauenfußball in Deutschland als Spielerin und Trainerin geformt hat, will den dritten Titel in Folge. Und weil sie es will, wollen es auch ihre Spielerinnen.

Nach dem 3:0 gegen Norwegen klingt ungewöhnliche Zuversicht aus ihren Worten: „Wir sind da, wo wir sein wollten, und haben allen Grund, selbstbewusst in das Spiel gegen Kanada zu gehen.“

Das war erstaunlich viel für diese Frau, die energisch, selbst- und zielbewusst auf ihren Karriere-Höhepunkt zusteuert. Ihre Spielerinnen hat sie aus Mainz drei Tage nach Hause geschickt. Am 21. Juni treffen sie sich in Berlin.

Und am 17. Juli wollen sie in Frankfurt Weltmeister sein. Sie selbst fährt ins Wittgensteiner Land. Die Trainingspläne nochmals kontrollieren, sehen, „ob meine Planungen für die nächste Woche noch die richtigen sind“. Und „neun Löcher auf dem Golfplatz spielen“, zur Entspannung.

Bevor es in Berlin um Alles oder Nichts geht. Sie weiß, dass Deutschland von ihr nichts anderes als den Titel verlangt. Schon das Finale in Frankfurt zu verlieren, wäre eine Enttäuschung, es nicht zu erreichen ein Desaster.

Die norwegische Trainerin Eli Landsem sagt in Mainz: „Ich bin zufrieden mit meiner Mannschaft.“ 0:3 gegen den „ganz großen Favoriten der Weltmeisterschaft“, das sei doch schon etwas.

Einer fragt besorgt, ob es vielleicht ein Problem für ihre Mannschaft sei, wenn sie denn doch einmal in Rückstand geraten würde. Silvia Neid schaut freundlich. Und sagt: „Das haben wir nicht trainiert.

Und ich kann meiner Mannschaft schlecht sagen, lasst die anderen erst einmal ein Tor schießen, damit wir sehen, wie wir damit umgehen können.“ Der Saal wiehert. Und Silvia Neid lacht mit. Ihre Reaktion hat ihr selbst gefallen.

1996 im Jahr der Olympischen Spiele von Atlanta beendete sie ihre Karriere nach 111 Länderspielen. Das war Rekord. Und wechselte ins Trainergeschäft, 2007 war sie Weltmeisterin. Nun 2011. In den vier letzten Tests erzielte die Mannschaft 15:0 Tore. Wer soll das Team aufhalten?

Silvia Neid: „Wir werden das Spiel gegen Norwegen analysieren, und dann werden meine Spielerinnen sehen, dass nicht alles Gold ist, was glänzt. Es wird mir nicht schwer fallen, ihnen klar zu machen, dass wir nicht auf Wolke sieben schweben.“