Warum fehlte Blatter bei Eröffnungsfeier?

Der Boss ist offenbar viel beschäftigt.

Berlin. Den Schmerz schien der Mächtige zu ahnen. Der kleingewachsene Joseph Blatter wart nicht erschienen auf dem Rasen im großgewachsenen Berliner Stadion zur Eröffnungsfeier. Im Begleittross um Präsident Wulff und Ok-Chefin Jones tauchte er nicht auf. Vor 16 Jahren noch glaubte er kaum seinen eigenen Worten, heute gefällt er sich in seiner Lieblingsrolle als Frauenfreund und -förderer. 918 Millionen Euro an Rücklagen liegen im Fifa-Geldspeicher. Blatter taucht da gedanklich täglich ein, wie es Onkel Dagobert einst tatsächlich tat. Das beruhigt. Und lässt auch dunkle Stunden vergehen.

Am Samstag wurde Blatter bei der Eröffnungs-PK der WM zum allzu abrupten Ende wieder von großen, starken Männern aus dem Raum geschoben. Die Fragen wurden lästig. Fürchte er Pfiffe? „Ich gehe davon aus, dass es dazu nicht kommt. Ich werde jedenfalls alles dafür tun“, sagte nicht Blatter sondern Steffi Jones in einer Verbalgrätsche. Von links sprang Fifa-Frauenbeauftragte Tatjana Haenni dem Napoleon des Weltfußballs bei. Es ging um Nigerias Trainerin Eucharia Uche, die Homosexualität verteufelt hatte. „Die Fifa steht für Offenheit.“ Es ging um Theo Zwanzigers neu entdeckten Aufklärungswillen in Sachen Korruption bei der WM-Vergabe 2022 (Blatter: „Ich habe nicht den Eindruck, dass sich Zwanziger distanziert“), es ging um Playboy-Bilder von Fußballerinnen („Lasst die Frauen doch einfach spielen.“). Und es ging um die spät entdeckte Liebe der Fifa zum Frauenfußball. Blatter: „Als ich vor vielen Jahren gesagt habe, die Zukunft des Fußballs sei weiblich, habe ich selbst nicht daran geglaubt. Aber man muss an das glauben, was man will.“ Da bleiben keine Fragen offen.

Oder doch? Wieso denn das Preisgeld bei der Frauen-WM nur sechs Millionen Dollar betrage? „Ich bin selbst überrascht, dass nicht mehr drin ist. Wo doch der Dollar so schwach gegenüber dem Franken ist.“ Ja, da kennt er sich aus, der Sepp. Wie im Frauenfußball überhaupt. Ein Fan sei er, sagt er. Natürlich. Und der infame Beobachter fragt nach: „Wieviele Spiele bei dieser WM schauen Sie sich denn an?“ Blatter macht eine kleine Pause, dann rattert er seinen Terminkalender herunter. IOC-Sitzung in Durban, Knaben-WM, bald die U20. Er sei ja nun in Berlin. Und dann komme er im Finale wieder. „Ich kann mich ja nicht zwei- oder dreiteilen. Das geht ja nicht.“ Es gibt Menschen, die hätten rein gar nichts dagegen.