Wenn Prinz umknickt: Retterin beim WM-Auftakt

Berlin (dpa) - Wenn Birgit Prinz umknickt oder Kim Kulig stürzt, hat sie ihren Einsatz: Anne Schreier ist Rettungsassistentin beim Auftakt der Frauenfußball-WM. Die Kickerinnen verarztet die 25-Jährige wenn nötig direkt auf dem Platz.

Neben einem Beatmungsgerät hat sie einen Erste-Hilfe-Koffer im Schlepptau - alles zusammen wiegt etwa 30 Kilo. Klingt, als wäre sie selbst eine Sportskanone? „Sportlich bin ich schon“, sagt Schreier. „Was ich aber noch nie gespielt habe, ist Fußball.“

Zumindest letzteres sei keine Voraussetzung für den Job im WM-Stadion gewesen. „Einen Fitnesstest gab es nicht“, sagt Rüdiger Kunz vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) in Berlin. Für das DRK stehen am Spielfeldrand neben Anne Schreier noch drei weitere Sanitäterinnen: Julia Holdermann, Leena Möbis und Wiebke Preuß. Hinzu kommt Notärztin Astrid Starsonek.

Platzverbot haben Männer zwar nicht. Allerdings ist auch die Auswahl der Frauen kein Zufall. „Der Hintergrund ist, dass es sicher Sinn macht, bei einer Frauenfußball-WM auch Frauen einzusetzen“, sagt Kunz. Ähnlich wie der Fußball sei auch der Rettungsdienst noch von Männern dominiert. Unter insgesamt 83 DRK-Mitarbeitern in Berlin sind Kunz zufolge nur 14 Frauen. Aber immerhin, vor einigen Jahren lag die Quote noch niedriger.

„Die ältesten Frauen sind vielleicht sieben oder acht Jahre dabei“, sagt Schreier. Als sie vor vier Jahren ihre Ausbildung zur Rettungsassistentin begann, habe es oft geheißen: „Willst du das wirklich machen?“, erzählt die gebürtige Sächsin. „Die Leute waren der Meinung, dass man das als Frau nicht schafft.“ Sie selbst habe sich durchgebissen. „Wenn man sich ein bisschen fit hält, geht das“, meint Schreier. Sie gehe regelmäßig ins Sportstudio. „Irgendwo ist natürlich immer eine Grenze. Einen 200-Kilo-Mann kann keiner tragen.“

So schwer sind die Mädels um Birgit Prinz und Kim Kulig glücklicherweise nicht. Überhaupt ist Schreiers größte Sorge nicht, dass sie die Kickerinnen eigenhändig vom Feld tragen muss. „Wir sind gut gerüstet“, sagt sie. Ein wenig Bammel habe sie aber davor, „aufs Spielfeld zu rennen, obwohl ich noch gar nicht loslaufen soll“. Ein vorschneller Notfall-Einsatz werde schließlich von tausenden Zuschauern und zahlreichen TV-Kameras bemerkt.

Erfahrung habe sie bereits bei Handballspielen gesammelt, berichtet die sportliche Brünette. „Da habe ich zwei Jahre lang abgesichert, allerdings noch nie bei einer WM.“ Reizvoller wäre „vom Retten her vielleicht die Männer-WM“ gewesen, räumt die junge Frau ein und lacht beim Gedanken an muskulöse Kicker-Körper. Ansonsten sei der Einsatz aber sicher der interessanteste ihrer Berufslaufbahn.

Besonders vergütet wird der Job am Spielfeldrand nicht, im Gegenteil. Die 25-Jährige ist ehrenamtlich und in ihrer Freizeit als Retterin dabei. Hofft man da auf umgeknickte Profi-Kickerinnen, damit sich der Einsatz lohnt? „Es wäre natürlich schön, wenn man helfen könnte“, sagte Schreier. „Ich hoffe aber, dass sich niemand groß verletzt.“