Hamburg will Sommerspiele am Wasser ohne Schulden
Hamburg (dpa) - Hamburg betreibt seine Olympia-Pläne hanseatisch zurückhaltend: nicht vorlaut, nicht fordernd. Im Hintergrund wird dafür eifrig geplant und gerechnet.
6,5 Milliarden Euro sollen die Sommerspiele nach einer Berechnung der Handelskammer kosten. Doch nur eine Milliarde soll von der 1,8-Millionen-Einwohner-Stadt getragen werden, die Kosten für die Infrastruktur müsste der Bund übernehmen. Über zehn Jahre könnte Hamburg die Ausgaben strecken, ohne die in der Verfassung festgeschriebene Schuldenbremse des Stadtstaates zu verletzen.
DOSB-Präsident Alfons Hörmann sieht gute Chancen für eine mögliche deutsche Olympia-Bewerbung um die Spiele 2024 oder 2028. „Es gibt weltweit eine gefühlte Grundstimmung, dass Deutschland nach fünf Jahrzehnten mal wieder an der Reihe wäre, Olympische Sommerspiele auszurichten“, sagte Hörmann dem NDR Hörfunk in Nanjing. Man traue den Deutschen zu, ein Großereignis perfekt zu organisieren. Grundvoraussetzung für eine Olympia-Bewerbung sei aber weiterhin, dass die Bevölkerung dahinterstehe. „Der entscheidende Punkt wird sein: Welcher der beiden Städte - Hamburg und Berlin - gelingt es, die Bürger positiv zu stimmen. Sonst macht es keinen Sinn.“
Immerhin 73 Prozent Zustimmung ermittelte das „Hamburger Abendblatt“ bei einer Umfrage. Hamburgs Sportsenator Michael Neumann (SPD) ist die Nachnutzung der Anlagen und Gebäude wichtig. Ein Vorbild sind die Spiele von London 2012. „London hat sehr genau gerechnet und geplant. Vor allem für die Zeit nach den Spielen“, so der Hobby-Läufer. Bei der Ankunft der deutschen Olympia-Starter aus London vor zwei Jahren war im Hafen einiges von der Begeisterung zu spüren, die in Hamburg bei solch einem Großereignis ausgelöst werden könnte.
Für den Fall des Zuschlags ist ein Referendum geplant. Der DOSB will am 6. Dezember entscheiden, ob und mit welcher Stadt er sich für die Sommerspiele bewirbt. Bereits bis Ende August müssen Hamburg und Berlin 13 Fragenkomplexe beantworten.
31 von 35 Sportstätten existieren in der Metropole bereits, müssten nur modernisiert werden. Die Stadien für Leichtathletik und Radsport sowie die Schwimmhalle fehlen. Neumann ist ein Freund davon, einzelne Wettbewerbe auch in benachbarte Städte zu verlagern.
Geradezu prädestiniert ist Norddeutschland für das Segeln. Im Gespräch als Hamburger Partner sind Kiel und Lübeck. Kiel richtete olympische Wettbewerbe bereits 1936 und 1972 aus und ist mit der Kieler Woche als größter Regatta-Veranstaltung der Welt in der Übung. Lübeck baut auf die Erfahrungen der Travemünder Woche, die schon 125 Jahre existiert. Zudem haben Rostock-Warnemünde in Mecklenburg-Vorpommern und Cuxhaven in Niedersachsen ihr Interesse bekundet.
Kiel und Lübeck wollen einen fairen Wettbewerb austragen. „Wir haben sehr viele positive Signale in Richtung Schleswig-Holstein gehört“, betont Schleswig-Holsteins Sportminister Andreas Breitner (SPD). Rostock gilt als Favorit bei einer Berliner Bewerbung.
Auch Spiele im Handball sollen außerhalb Hamburgs stattfinden. Die Hallen des THW Kiel (10 200 Plätze) und der SG Flensburg-Handewitt (6300) sind im Gespräch. Für das Vielseitigkeitsreiten bietet sich das niedersächsische Luhmühlen an, das seit 1923 Turniere ausrichtet.
Bei der Bewerbung setzen die Norddeutschen eher auf 2028, weil vier Jahre zuvor vier amerikanische Städte mit guten Aussichten ins Rennen gehen. Bis dahin wird auch die noch kahle Hafencity mit mehr Leben gefüllt sein. Voraussetzung für eine ernsthafte Kandidatur ist aber, dass das Internationale Olympische Komitee (IOC) sich vom Gigantismus verabschiedet und das Volk dahinter steht. Noch bis Dienstag konnten Hamburgs Bürger bei hamburg.de Anregungen und Bedenken äußern. Alle Hamburger Parteien sind - bis auf die Linken - für eine Bewerbung.