Jugendspiele : Leichtigkeit die schwierigste Disziplin

Nanjing (dpa) - Eines der ersten Signale, das von Thomas Bach von den Jugendspielen aus Nanjing in die Welt gelangte, war ein Foto von einem Selfie des IOC-Präsidenten zwischen grinsenden Volunteers.

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Ein Selfie, das passt auch zu der jugend-olympischen Fackel, die sich jeder vor den Spielen als digitale Flamme auf sein Smartphone laden konnte. Beides zeigt: Locker und dynamisch geht es zu bei den 2. Olympischen Jugendspielen (16. bis 28. August). Und das soll bitte auch jeder sehen.

Ein wenig der gewünschten Leichtigkeit hat die Veranstaltung dabei bereits vor ihrer offiziellen Eröffnung eingebüßt: Die olympischen Teams aus Sierra Leone und Nigeria sind nicht mehr dabei, wegen der Ebola-Epidemie in Westafrika. Das IOC bestätigte, dass auch die Sportler aus Liberia wegen des Ausbruchs der Seuche ihre Reise nach China nicht angetreten haben.

Auch inhaltlich ist es nicht einfach: Die Jugendspiele sollen frisch sein, innovativ, bloß nicht zu ernst. Sie sollen junge Menschen fürs Sporttreiben begeistern. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) testet Trendsportarten wie Klettern, Inlineskating und Skateboarden. Golf und Rugby in der 7er-Version, die erst in Rio 2016 zum offiziellen Programm gehören, dürfen sich hier ausprobieren. Im Gegensatz zu Rio fallen einige Teildisziplinen weg, andere werden etwas variiert: Basketball wird in der Streetball-Variante Drei-gegen-Drei gespielt, Hockey Fünf-gegen-Fünf, in fast der Hälfte der Disziplinen treten auch gemischte Teams und international zusammengewürfelte Mannschaften an.

Auch diesmal ist für die knapp 3800 Athleten aus 204 Ländern ein Kultur- und Bildungsprogramm zusätzlich zum sportlichen Teil geplant, per Online-Kurs gab es Nachhilfe zum Thema Doping und erfahrene Sportler wie Fecht-Olympiasiegerin Britta Heidemann stehen den jungen Athleten zur Seite.

Kritiker merken dennoch an, Jugend-Olympia sei zu sehr eine mentale Vorbereitung auf die Olympischen Spiele, der enorme Leistungsdruck werde vorverlegt - ohne dass die Jugendspiele sich dazu bekennen. Die potenzielle Perspektive durch sportlichen Erfolg steht für viele Teilnehmer im Vordergrund, selbst ohne offiziell gezählte Medaillen, für einige Nationen natürlich mehr als für andere. Gastgeber China stellt 123 Athleten - doppelt so viele wie 2010.

Chinas Chef de Mission Xiao Tian erklärte zwar: „Unsere Ziele bei Jugendolympia unterscheiden sich von denen für die Olympischen Spiele. Der Sinn der Jugendspiele ist es, den olympischen Geist zu fördern und jungen Menschen zu helfen, einen gesunden Lebensstil zu führen.“ Schon bei den ersten Spielen 2010 in Singapur sah man aber deutlich: China nahm das Kräftemessen ernster als andere Nationen. Das Land stand mit 49 Medaillen (29 goldene) ganz oben auf der Liste - die USA, normalerweise immer weit oben im Tableau, landete auf dem 13. Rang - hinter Deutschland mit 22 Medaillen, davon vier goldene.

Auch wenn für viele Nachwuchsathleten Nanjing der Höhepunkt ihrer Sportlerkarriere ist - viele der Teilnehmer treten in ihrem Sportalltag bereits in Profi-Wettkämpfen an, sind erfolgreich bei Welt- und Europameisterschaften für Junioren. Die „kleinen“ Spiele als Sprungbrett zu den „großen“ sind auch aus deutscher Sicht längst etabliert: Schwimmer Christian vom Lehn und die Rhythmische Sportgymnastin Jana Berezko-Marggrander waren in Singapur dabei und zwei Jahre später bei Olympia in London; Skispringer Andreas Wellinger trat bei den 1. Jugend-Winterspielen 2012 in Innsbruck an und wurde bei Winter-Olympia in Sotschi mit dem Team-Olympiasieger.

Vom Lehn seinerseits sagt heute über die ersten Jugendspiele: „Ich habe das als sehr lockere Veranstaltung empfunden. Wir hatten den Hauptwettkampf ja schon zwei Monate vorher bei der Jugend-EM.“ Natürlich habe er sich auf Singapur auch vorbereitet, „der Druck, da noch mal gewinnen zu müssen, war aber nicht da“. Singapur habe ihm trotzdem noch einmal einen Motivationsschub gegeben, sagt der 22-Jährige. „Danach habe ich mich umso mehr auf die normalen Olympischen Spiele gefreut.“