Nein zu Olympia: Deutschlands neue Angst vor Großereignissen

Auf das „Nein“ zu München 2022 folgt die Debatte: Ist die Bevölkerung noch für Olympische Spiele zu gewinnen?

Düsseldorf/München. Am Tag nach dem Bürgerentscheid gegen eine Bewerbung für Olympische Spiele 2022 in München ist der Kater bei den Befürwortern groß.

Auf die Wahlpleite folgt die Analyse — und die fällt „krachledern“ aus: Die Spitzensport-Funktionäre wollen von weiteren Bewerbungen nichts mehr wissen, Olympische Spiele in Deutschland scheinen auf Jahre nicht mehrheitsfähig zu sein. Man könnte auch sagen: Die Verlierer sind bedient — und beleidigt.

In München, Garmisch-Partenkirchen und den Landkreisen Traunstein sowie Berchtesgaden hatten sich die Olympia-Gegner durchgesetzt. Die Gründe lieferten Politiker und Funktionäre gestern nach: „Angst vor Großereignissen“ auf der einen und die Negativ-Schlagzeilen über das Internationale Olympische Komitee (IOC) und den Fußball-Weltverband (Fifa) auf der anderen Seite seien verantwortlich.

Was lässt sich aus Münchens demokratischer Entscheidung lernen? „Ohne die Zustimmung der Bevölkerung wird es keine Olympischen Spiele in Deutschland geben“, sagte Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes. Er weiß, dass Bewerbungen ohne Rückhalt keinen Sinn haben.

Während Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) grantelte, dass Deutschland profitiert hätte, Franz Beckenbauer gar zeterte, das würde den Gegnern „irgendwann leidtun“, lässt sich nüchtern feststellen: Das IOC hat ein Problem.

Schon der Schweizer Kanton Graubünden hatte sich im März gegen ein Winter-Olympia ausgesprochen. Durch die Problemspiele 2014 in Sotschi und die Retortenspiele 2018 in Pyeongchang hat das Produkt Winterspiele Schaden genommen. Traditionelle Wintersportländer in den Alpen wenden sich ab. dpa/kup