Nein zu Olympia: Vor allem das IOC muss sich bewegen
Nach dem Bürgerentscheid gegen München 2022
Am Ende hat die vermeintliche Olympia-Bewerbung Münchens für die Olympischen Spiele 2022 doch noch höhere Wellen geschlagen, als es ihr vor dem Bürgerentscheid gelungen ist.
Tragisch: Für erhöhte Aufmerksamkeit und den längst fälligen nationalen Austausch der Argumente musste sie erst scheitern. Es gilt: Ist das Kind erst in den Brunnen gefallen, ist das Geschrei groß. Weil plötzlich die Angst umzugehen scheint, dass von München Signalwirkung ausgeht.
Dass aber dieses Land auf Jahrzehnte hinaus für sportliche Großereignisse keine Begeisterung mehr entfachen kann, ist falsch. Und es ist auch unbedingt zu verhindern. Das Problem ist nur: Wir befinden uns nicht im luftleeren Raum, Olympia gehört in erster Linie nicht den Sportlern, sondern dem IOC. Wie der Fußball der Fifa gehört.
Beide machen die Regeln, und wenn eine Stadt wie München oder jede andere Region der Republik da nicht mehr mitspielen will, weil letztlich der Gigantismus siegen muss, wird am Ende die Frage lauten: Müssen wir uns eben doch anpassen, oder werden sich die Weltverbände anders aufstellen müssen?
Um eines klarzustellen: Olympia und Fußball-Großereignisse spielen auf unterschiedlichen Feldern. Eine Fußball-EM, wie sie 2024 nach Deutschland kommen soll, greift auf bestehende und im schlechtesten Fall zu modernisierende Stadien in der ganzen Republik zurück — und verbraucht keine Steuergelder. Olympia ist ein weltumspannendes Ereignis, aber in der Ausrichtung eben doch eine lokale Größe. Da ist Widerstand viel leichter zu organisieren.
Wenn man den Rückhalt der Bevölkerung zum schlagenden Argument in der Bewerbung machen wollte, wird man die Entscheidung in München akzeptieren müssen.
Interessanter ist, was das IOC daraus lernen kann. Der neue IOC-Chef Thomas Bach hatte vor seiner Wahl angekündigt, die Kriterien bei Olympia-Vergaben ändern zu wollen.
So sollen Bewerbungen mehr auf die nationale Identität und Kultur des jeweiligen Gastgebers abzielen. Das geht weg vom Gigantismus und beinhaltet, Tradition als Wert anzuerkennen. Wohl nur ein solcher Weg kann die Tür für mehr Akzeptanz öffnen. Auch in Deutschland.