Steffen: Ich flüchte nicht
Deutschlands Goldhoffnung glaubt an ihre neue Gelassenheit. Bei der WM war sie noch frustriert abgereist.
London. In Peking 2008 gewann Britta Steffen zweimal olympisches Gold und verhinderte damit das Debakel des deutschen Schwimmsports in China. In London sucht sie über 50 und 100 Meter Freistil nochmals die große Herausforderung. Sie wirkt locker und gelöst, heute startet sie im Aquatics Centre in der Freistilstaffel.
Frau Steffen, Sie wirken vor Olympia gelöst. Das war nicht immer so in ihrer Karriere.
Britta Steffen: Ich bin guter Dinge, das kann ich wirklich sagen. Ich bin gut vorbereitet, die Zeiten waren entsprechend. Ich freue mich auf Olympia. Und ich habe meine Erfahrungen gemacht. Ich habe Ziele in London.
Wirken Ihre Olympiasiege von Peking nach?
Steffen: Sicher. Man macht das nicht das erste Mal, wir älteren Sportler können auf eine ganze Menge Erfahrungen zurückgreifen, das macht es einfacher. Als ich 16 Jahre alt war, habe ich mich bei keiner Pressekonferenz getraut, irgendetwas zu sagen.
Hilft Routine?
Steffen: Auf jeden Fall. Was mich früher betroffen gemacht hat, regt mich heute nicht mehr auf. Man geht mit Anspannung anders um.
Leidet die Motivation nicht unter Routine?
Steffen: Bei mir nicht. Ich bin 100 Prozent motiviert. Wenn man das nicht ist, geht es nicht. Ich habe mir vor dieser Saison überlegt, wie es weitergeht, nachdem ich lange nicht trainieren konnte. Aber Schwimmen ist weiter wichtig für mich. Olympia ist die ultimative Herausforderung, auch nach den Erfahrungen von 2000, 2004 und 2008. Ich habe mich bewusst entschieden. Hundert Prozent.
Was ist heute anders?
Steffen: Man wird gelassener. Ich würde heute nicht mehr so reagieren wie nach den Enttäuschungen bei der WM. Ich fahre nicht nach Hause. Ich bleibe in London, bis die Spiele vorbei sind.
Was bedeutet Ihnen die Staffel?
Steffen: Viel. Nicht nur, weil es schön ist, ein Team zu sein. Bei den Spielen ist das die Standortbestimmung. Und du kannst daraus deine Schlussfolgerungen für die Einzelwettbewerbe ziehen.
Gibt es für Sie eine Schwerpunktsetzung zwischen den 50 oder 100 Metern Freistil?
Steffen: Nein, man trainiert auf die 100. Und die 50 Meter haben ihren Reiz dadurch, dass man sie in höherem Alter auch noch schwimmen kann.
Haben sie schon überlegt, was Sie nach den Wettkämpfen in London machen?
Steffen: Ich will auf jeden Fall auch weiter etwas mit dem Schwimmen zu tun haben.
Nervt es Sie eigentlich, gemeinsam mit Paul Biedermann als Traumpaar des Schwimmsports wahrgenommen zu werden?
Steffen: Der große Hype ist vorbei, wir sind ja jetzt auch schon seit zweieinhalb Jahren zusammen. Ich glaube vielmehr, dass die Öffentlichkeit uns jetzt eher wieder wie zwei Einzelsportler wahrnimmt. Ich glaube, ich finde das auch gut.