Tour-Sieg heizt bei Briten Olympia-Fieber an

London (dpa) - Der Tour-de-France-Sieg ihres Rad-Matadoren Bradley Wiggins und das plötzliche Sommerwetter in London haben wenige Tage vor der Eröffnungsfeier die Olympia-Stimmung bei den Briten spürbar angehoben.

Der Triumph des Londoners bei der Frankreich-Rundfahrt sei „die perfekte Kulisse für Olympia“, sagte Premierminister David Cameron bei Sky News. „Ich glaube, er wird das Land in die richtige Stimmung versetzen.“

Seit Tagen weht auf dem Amtssitz des Regierungschefs in der Downing Street die Flagge mit den olympischen Ringen neben dem Union Jack. Am Montagabend sollte bereits erstmals unter Ausschluss der Öffentlichkeit für die Eröffnungsfeier am Freitagabend geprobt werden.

Londons exzentrischer Bürgermeister Boris Johnson schärfte seinen Bürgern noch einmal ein, wie stark die Stadt von den Spielen profitieren wird - nicht nur finanziell. Olympia sei „eine Lehrstunde in menschlichen Großtaten“, schrieb Johnson in einem Gastbeitrag für den „Daily Telegraph“. „Es geht um Willen und Selbstdisziplin.“

Diese olympischen Werte seien durchaus auch als Schlüssel für wirtschaftlichen Erfolg anzusehen. Den Tour-Sieg von Wiggins sieht er sogar als Initialzündung für eine ganze Generation. „Die Kindergärten werden bald voll sein mit Kindern, die auf den wohlklingenden Namen Bradley hören.“

Schon bei der Bewerbung für die Spiele im Jahr 2005 hatten die Briten ein Programm unter anderem zur Förderung des Schulsports aufgelegt - weit über die Inselgrenzen hinaus. Bis zu zwölf Millionen Menschen aus 20 Ländern sollten erreicht werden. In Großbritannien selbst hatten viele Schulen und Vereine jedoch beklagt, nichts von den bereitgestellten Mitteln abzukommen.

„Wenn die Spiele zu Ende sind, bleibt die Begeisterung erfahrungsgemäß noch einige Wochen“, sagte Jonathan Edwards, der 2000 in Sydney Olympia-Gold im Dreisprung gewonnen hatte. Er arbeitet für die eigens zu diesem Zweck gegründeten Kampagne „Inspire“. „Dann müssen die Möglichkeiten für die Leute da sein, Sport zu treiben. Wir wollen, dass die Leute vom Sofa aufstehen“, sagte Edwards.

Die Olympischen Spiele seien „nicht das Ende der Geschichte, sondern der Auftakt eines neuen Kapitels“, ergänzte der britische Olympia-Staatssekretär Hugh Robertson. In den vergangenen vier Jahren seien unter dem Dach von „Inspire“ mehr als 2700 Projekte in Gemeinden und Stadtteilen gefördert worden, darunter sowohl sportliche als auch kulturelle. „Man muss ehrlich sein: Es ist nicht einfach, mehr Menschen zum Sport zu bewegen“, sagte Robertson. So müssten sowohl das Sportangebot als auch die Inspiration zum Beispiel durch prominente Profis gegeben sein.

„Es gibt einen direkten Zusammenhang zwischen dem Erfolg von Profisportlern und mehr Kindern auf dem Sportplatz“, erklärte Robertson. Bei einigen Sportarten wie Fußball, Radfahren oder Laufen sei es leichter, mehr Menschen zu animieren. Mannschaftssportarten wie Cricket seien schwerer zu bewerben. Deshalb müssten die Verantwortlichen flexibler werden und zum Beispiel soziale Medien nutzen.