Vorteil Peking: Almaty für 2022 nur Außenseiter
Kuala Lumpur (dpa) - Chinas früherer Basketballstar Yao Ming und Kasachstans Eiskunstlauf-Held Denis Ten sind wie Goliath und David. Der 2,29 Meter große Riese aus dem Reich der Mitte hat vor der Wahl der Winterspielestadt 2022 auf dem IOC-Kongress in Kuala Lumpur für den Favoriten Peking geworben.
Der 61 Zentimeter kleinere Olympia-Dritte von 2014 kämpfte für Almaty. Der Außenseiter hat eine starke Olympia-Kampagne hingelegt, aber kann er der siegessicheren Sportgroßmacht China tatsächlich ein Bein stellen?
„Es ist der richtige und perfekte Zeitpunkt für die Rückkehr der Olympischen Spiele nach Peking“, sagte Yao Ming. „Die Olympischen Spiele sollen ein Beispiel geben, was unser Land erreichen kann. Wir wollen zeigen, was wir haben“, konterte Denis Ten bei den letzten PR-Terminen in Malaysias Hauptstadt.
Was sich die beiden Botschafter von Peking und Almaty wünschen, ist das eine. Was hinter den Kulissen und in Hotelhallen vor der 128. Session des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) von Spin-Doctors und Strippenziehern an Lobbyarbeit betrieben wird, ist das andere - und entscheidend. Ausschlaggebend ist nicht unbedingt, welcher Bewerber das bessere Konzept hat - wie wohl einst München, das bei der Wahl für die Winterspiele 2018 gegen Pyeongchang verlor.
Almaty will ein Low-Budget-Olympia der kurzen Wege mit viel Schnee und umgeben von Bergen veranstalten. Alle Sportanlagen würden in einem Radius von 30 Kilometern um das geplante olympische Dorf liegen. Viele der für die Asien-Winterspiele 2011 und für die Universiade 2017 gebauten Sportstätten sollen genutzt werden. 80 Prozent der Anlagen und Hallen sollen in zwei Jahren fertig sein.
„Die Baukosten für 2022 werden auf minimalem Level sein“, erklärte Almatys Bürgermeister Achmetshan Jessimow am Donnerstag. Außerdem würde für die Ski-Wettbewerbe in den Bergen kein Baum gefällt. Damit sei man im Einklang mit der Agenda 2020 des IOC. Ein Reformwerk, das wirtschaftlich und politisch nicht so potenten Ländern eine Olympia-Ausrichtung ermöglichen soll. „Die Spiele sollen zeigen, was für Fortschritte unser Land gemacht hat“, sagte Andrej Kryukow, der stellvertretende Vorsitzende des kasachischen Bewerbungskomitees.
Das Konzept des Kandidaten Peking unterscheidet sich von dem des geografisch benachbarten Rivalen erheblich. In der chinesischen Hauptstadt soll zwar die Hälfte der für die Sommerspiele 2008 errichteten Sportbauten genutzt werden. Ordentlich investiert werden muss jedoch für die Schneewettbewerbe.
Die Anlagen für die alpinen Wettkämpfe im Yanqing existieren noch nicht. Und Zhangjiakou, wo Biathlon oder die Snowboard-Wettbewerbe geplant sind, ist 190 Kilometer von Peking entfernt. Um beide Orte zu erreichen, soll eine Schnellbahnstrecke mit Milliarden-Aufwand gebaut werden. Die Fahrtzeit nach Zhangjiakou soll dann 70 Minuten betragen.
Das in China allgegenwärtige Problem der Luftverschmutzung soll 2022 keines mehr sein. „Wir versprechen einen blauen Himmel und weiße Wolken“, sagte Xu Jicheng, Sprecher der Pekinger Bewerbung. Auch Berichte über spärlichen Schneefall und Spiele auf Kunstschnee seien übertrieben. „Keine Angst, wir haben genug Schnee“, sagte er. Außerdem wären olympische Wettbewerbe auf Kunstschnee nicht neu, „so etwas passiert manchmal bei Winterspielen“.
Dass in Almaty und Peking zwei Städte aus Ländern zur Wahl stehen, die für Menschenrechtsverletzungen kritisiert werden, wird das IOC als Thema bis mindestens zur Eröffnungsfeier in sieben Jahren begleiten. „Das wird Diskussionen geben“, sagte IOC-Präsident Thomas Bach, der von den Bewerbern Garantien bekommen hat, dass es diesbezüglich keine Zwischenfälle geben wird. Er ist deshalb überzeugt: „Egal, welcher Kandidat gewinnt: Wir werden exzellente Winterspiele 2022 haben.“
Sein Vizepräsident Sir Craig Reedie attestiert Almaty zwar „etwas besser zu sein, als es viele gedacht haben“. Er setzt aber auf einen Sieg Pekings: „Das schiere Gewicht Chinas in der Welt wird es über die Linie bringen.“