Diskussionen um Basketball-EM in der Ukraine

München (dpa) - Dem europäischen Basketball-Verband läuft knapp 16 Monate vor der geplanten EM in der Ukraine die Zeit davon.

Wie in dem von politischen Unruhen gebeutelten osteuropäischen Land in nicht einmal eineinhalb Jahren eine komplette Europameisterschaft ausgetragen werden soll, erscheint zweifelhafter denn je. Zumal auch Donezk und Odessa, derzeit Haupt-Krisenherde in der Ukraine, als zwei der insgesamt sechs Austragungsorte vorgesehen sind.

„Die Zeit läuft nicht zu unseren Gunsten“, sagte der Generalsekretär der FIBA Europe, Kamil Novak, vor der Sitzung des Exekutivkomitees an diesem Donnerstag in München. Hier wird das Thema Ukraine ganz oben auf der Agenda stehen.

Noch immer sind die Zuständigkeiten in der Ukraine völlig unklar, Novak hat das Austragungsland seines Premiumproduktes weiterhin nicht besuchen können. Die Gesprächspartner aus der Politik haben derzeit Wichtigeres zu tun, als sich mit einem Basketball-Turnier in der für sie fernen Zukunft zu beschäftigen.

Für die Basketball-Funktionäre ist die Zukunft dagegen ganz nah, weshalb längst an Alternativplänen gebastelt wird. Ende März hatte die FIBA Europe dem ukrainischen Verbandspräsidenten Alexander Wolkow noch einmal einen Aufschub gewährt, doch seitdem hat sich offenbar nicht viel getan.

Weshalb das von Novak bereits vor eineinhalb Monaten auf den Weg gebrachte Szenario eines Alternativplans immer wahrscheinlicher wird. Inzwischen gibt es nach dpa-Informationen 16 Nationen, die die Europameisterschaft im kommenden Jahr komplett oder zumindest teilweise übernehmen wollen. Auch der Deutsche Basketball Bund hat seine Bereitschaft hinterlegt, der Ukraine helfen und eine Vorrundengruppe austragen zu wollen. Hierfür ist Berlin vorgesehen.

Doch die Lage ist verzwickt. Das Angebot, statt der EM im kommenden Jahr erst das Turnier 2017 auszutragen, scheint bei den ukrainischen Funktionären bislang auf wenig Gegenliebe zu stoßen. Sie scheinen weiter überzeugt und gewillt, die Veranstaltung durchzuziehen.

Der Widerstand aber wird größer, vor allem Sicherheitsbedenken lassen andere Länder nun vehementer gegen ein Beibehalten des Status quo opponieren. Vom kroatischen Verband ist bekannt, dass er die EM gerne komplett übernehmen will, auch Griechenland, Spanien und Polen stünden offenbar dafür bereit. Ganz ungeniert betreibt via Twitter zudem der französische Basketball-Präsident Jean-Pierre Siutat Wahlkampf für eine Teilausrichtung in Frankreich.

Allerdings platzt die wichtigste strategische Entscheidung der vergangenen Jahre für die FIBA Europe ausgerechnet in eine Zeit, in der sich das Board des Verbands neu bildet. Am Samstag stehen Wahlen an, unter anderem wird ein Nachfolger für den im Juni 2013 überraschend gestorbenen Isländer Olafur Rafnsson gesucht. Der Türke Turgay Demirel gilt als Favorit.

„Ich denke nicht, dass das alte Board in Sachen Ukraine noch eine Entscheidung trifft“, sagte DBB-Präsident Ingo Weiss, zugleich Vizepräsident der FIBA Europe. So dürfte es wohl frühestens am Sonntag Neuigkeiten zur EM 2015 geben, wenn sich das neue Board erstmals trifft. Viel Zeit hat das Gremium nicht mehr.