Miamis Pat Riley - das Orakel vom South Beach
Miami (dpa) - Auf Dirk Nowitzki und die Dallas Mavericks warten im NBA-Finale wieder die Miami Heat und der einstige Lautsprecher der Trainer-Garde: Pat Riley arbeitet als Teampräsident mittlerweile im Hintergrund und ist auffällig ruhig geworden.
Der 66-Jährige hat jedoch auch nach fünf NBA-Meisterschaften nichts von seinem Biss und seiner Besessenheit verloren. Und so bejubelte Miamis graue Eminenz den großartigen Erfolg in den Ost-Endspielen der nordamerikanischen Basketball-Profiliga auch wie in alten Zeiten. Angeführt von ihren Superstars LeBron James (28 Punkte) und Dwyane Wade (21 Zähler) setzten sich die Heat bei den Chicago Bulls mit 83:80 durch und gewannen die „best of seven“-Serie mit 4:1. Im Endspiel kommt es nun zur Neuauflage des Finales von 2006 gegen Nowitzki und die Mavericks.
Damals war Riley an der Trainerbank noch mittendrin im Geschehen. Der erneute Showdown der Clubs ist deshalb auch ein bisschen seine Geschichte. Vor fünf Jahren verlor Miami die beiden Auftaktpartien in Texas, gewann aber die darauffolgenden drei Spiele daheim und hatte die erste Titelchance. In der festen Überzeugung, diese zu nutzen, verkündete Riley, dass er „nur einen Anzug mit nach Dallas“ nehme. Mehr brauche er auch nicht, sagte er - und behielt recht. Seine Mannen, angeführt von Shaq O'Neal und Wade, holten den Cup - für Riley war es bereits der fünfte NBA-Titel. In diesem Jahr hat Miami am kommenden Dienstag und Donnerstag zunächst Heimrecht. Ein schlechtes Omen?
Riley wird das Geschehen dann von einem der teureren Plätze verfolgen, nicht mehr vom Trainerstuhl aus. Der Mann meidet seit seinem Rückzug als Coach 2008 die Öffentlichkeit so gut es geht. Es werde einfach zu viel in seine Aussagen hineininterpretiert, meint er. Und dennoch lebt Riley den Basketballsport wie eh und je. „Ich liebe immer noch den Wettkampf, deshalb steht man doch jeden Morgen auf“, betonte er unlängst in einem seiner wenigen Interviews.
Ein kontroverser Kerl wie Riley polarisiert und fasziniert halt auch im hohen Alter noch gleichermaßen. Seine Haare sind zwar grau geworden, aber immer noch akkurat nach hinten gegelt, die Armani-Anzüge nach wie vor maßgeschneidert. Die Tageszeitung „USA Today“ bezeichnete ihn kürzlich als das „Orakel vom South Beach“, die NBA kürte ihn zum „Geschäftsführer des Jahres“.
Riley war es schließlich, der beim spektakulären Wechsel von LeBron James und Chris Bosh im Sommer die Hauptarbeit leistete - mit James, Bosh und Wade hat er seitdem ein Traumtrio zusammen. Riley schaffte finanziellen Spielraum für die Transfers, machte den Stars Miami schmackhaft. „Es gibt keinen, den ich bei solchen Gesprächen lieber dabei hätte als ihn“, sagt Trainer Erik Spoelstra.
Riley ist für seine punktgenauen Reden bekannt. Firmen engagieren ihn eigens dafür - und zahlen gerne die Gage von 50 000 US-Dollar. „Er weiß immer, was in welcher Situation zu tun ist“, meint Wade. In den Achtzigern trainierte Riley noch die Los Angeles Lakers, die unter seiner Regentschaft viermal Meister wurden. Anschließend heuerte er bei den New York Knicks an - 1994 reichte es dort fürs NBA-Finale, nicht aber für den Titel.
Sein Wechsel 1997 nach Miami war irgendwie folgerichtig - Riley arbeitete stets in Metropolen, die nicht nur für ihre Sportteams berühmt sind, sondern auch für Partys und Promis. Dass Miami 2006 erstmals Meister wurde, lag vor allem an Riley: Er hatte 2003 Wade geholt und ein Jahr später O'Neal. Im Dezember 2005 tauschte er für rund drei Jahre sein Manager-Büro gegen die Trainerbank ein. Dann trat er wieder in die zweite Reihe zurück, blieb dem Team aus Südflorida aber als Präsident erhalten - ein Glücksfall.