NBA ab Weihnachten - Nowitzki packt die Koffer

New York (dpa) - Dirk Nowitzki kann die Koffer packen, die Mission Titelverteidigung beginnt am ersten Weihnachtstag. Da der Lockout in der NBA am 149. Tag endlich sein Ende gefunden zu haben scheint, brennt Deutschlands Basketball-Superstar auf eine Rückkehr aus der Würzburger Heimat nach Dallas.

„Die NBA ist zurück? Eine großartige Nachricht“, twitterte Nowitzki. „Ich freue mich so sehr für alle Fans und alle Menschen, die in und außerhalb der Arenen arbeiten. Go Mavs“, schrieb der Kapitän vom Meister Dallas Mavericks.

In einer weiteren 15-stündigen Marathonsitzung hatten sich Clubbesitzer und Spieler doch noch auf die „vorläufige Vereinbarung“ eines neuen Tarifvertrages verständigt. Nach insgesamt 184 Stunden Verhandlungen, 25 Sitzungen und fünf Monaten Dauerzwist verkündete ein übermüdeter, aber erleichterter NBA-Boss David Stern in New York die von Fans und Spielern herbeigesehnte Einigung.

„Wir sind optimistisch, dass die NBA-Saison am 25. Dezember mit drei Spielen beginnt“, erklärte Stern. Dallas soll die Spielzeit in einer Neuauflage des Finales der vergangenen Runde gegen die Miami Heat eröffnen. Die Saison wird von ursprünglich 82 auf 66 Spiele pro Team reduziert, die Trainingscamps und eine kurze Transferperiode sollen am 9. Dezember starten.

Bis der neue Tarifvertrag endgültig perfekt ist, steht für beide Seiten aber noch viel Arbeit an. Die zuletzt aufgelöste Spielergewerkschaft NBPA muss sich neu gründen, beide Parteien dem Deal zustimmen und Liga und Spieler ihre Klagen vor Gericht zurückziehen. Doch ein Platzen des Vertrages gilt als nahezu ausgeschlossen.

Alle Überlegungen, Nowitzki könne bei einem Komplettausfall der NBA-Saison in Deutschland auflaufen, fanden damit ein abruptes Ende. Sehr zur Erleichterung des 33-Jährigen und seines Umfelds. „Wir waren ja nie ein Fan dieses Lockouts. Alles andere wären Notlösungen gewesen“, meinte Nowitzkis Berater Holger Geschwindner zu den möglichen Alternativen seines Schützlings. Wäre die NBA-Saison komplett abgesagt worden, hätte sich der Würzburger nach einem Club in Europa oder anderswo auf der Welt umschauen müssen.

Doch das kann sich Nowitzki nun sparen. Noch diese Woche wird er aller Voraussicht nach in die USA zurückkehren. „Vor Beginn der Trainingscamps stehen ja noch einige Medizinchecks und andere Dinge auf dem Programm. Deshalb wird Dirk wohl bald rüberfliegen“, erläuterte Geschwindner.

In der entscheidenden Verhandlungsrunde hatten die Vereinsbosse den Profis doch noch einige Zugeständnisse gemacht, nachdem diese das vermeintlich letzte Angebot der Liga am 14. November abgelehnt, ihre Gewerkschaft aufgelöst und die NBA vor Gericht gezerrt hatten. Vor allem was die Wechselmöglichkeiten der Akteure angeht, kamen die Clubchefs den Spielern ein Stück entgegen.

Im Großen und Ganzen geht die Liga aber als Gewinner aus dem monatelangen Gezerre hervor. Die Gesamteinnahmen in Höhe von rund 4,3 Milliarden Dollar werden nun über die geplante Laufzeit von zehn Jahren nach dem Schlüssel 50:50 geteilt, in der am 30. Juni ausgelaufenen Vereinbarung hatten die Spieler noch 57 Prozent der Gewinne bekommen.

Insgesamt erreichten die Clubs, die in der vergangenen Saison nach Ligaangaben 300 Millionen Dollar Verlust gemacht hatten, ihre beiden Hauptziele. Die Kosten werden gesenkt, weil die Stars in der kommenden Dekade auf fast drei Milliarden Dollar verzichten. Zudem ist gewährleistet, dass es mehr Wettbewerb zwischen den reichen und armen Clubs gibt. Trotz der markanten Einbußen reagierte der Großteil der Spieler erleichtert auf die Einigung. „Ich fühle mich wie meine Kinder an Weihnachten“, twitterte Heat-Star LeBron James. Und Topscorer Kevin Durant, dessen Wechsel zum BBC Bayreuth nun vom Tisch ist, witzelte, er werde sich jetzt ein Tattoo mit den Worten „Ich habe den NBA-Lockout überlebt“ machen lassen. „Wir wollen Basketball spielen“, fasste Stern die Stimmungslage zusammen.