Wahrheits-Wochen für Nowitzki - Titel oder Trauma
Miami (dpa) - Deutschlands Basketball-Superstar Dirk Nowitzki ist heiß auf den ersten NBA-Titel in seiner 13-jährigen Karriere mit den Dallas Mavericks.
„Ich will in diesem Jahr in der besten Mannschaft sein und endlich den Titel holen. Das ist alles, was ich will“, sagte der 32 Jahre alte Kapitän der Texaner in einer Telefonkonferenz in Miami - wenige Stunden vor dem ersten von maximal sieben Spielen am Dienstag in Florida. „Wir haben relaxt und fokussieren uns auf das Match. Dann geben wir Vollgas.“
Auf diese Gelegenheit hat „Dirkules“ fünf Jahre lang gewartet. Endlich steht Deutschlands bester Basketballer mit den „Mavs“ wieder im Finale der NBA, und wie 2006 heißt der Gegner Miami Heat - nur diesmal wollen die Texaner alles besser machen als damals in der mit 2:4 verlorenen Endspielserie. „Wenn du einmal ins Finale kommst, dann zählt kein zweiter Platz“, sagte „Mavs“-Kapitän Nowitzki .
Für den 32 Jahre alten Würzburger geht es um mehr als um den Titel - für ihn geht es um alles. Nur als NBA-Champion kann der 2,13 Meter lange Bayer seine großartige Laufbahn vollenden. Schon seit 13 Jahren wartet der Mann mit der Trikotnummer 41 auf den Meisterschafts-Ring.
„Wir sind eine erfahrene Mannschaft mit starken Typen, einer guten Verteidigung und guten Flügelspielern. 2006 waren wir noch jung und haben den Fehler gemacht, nach dem 2:0 nicht durchzuziehen. Jetzt sind wir in der Lage, auch zum Schluss keine Schwäche zu zeigen“, meinte Nowitzki, der sich oft mit Hard Rock heiß aufs Match macht.
Die Erfahrung einer verpassten Chance teilt Nowitzki nicht nur mit Miamis Superstar LeBron James, der 2007 im Trikot der Cleveland Cavaliers gegen die San Antonio Spurs chancenlos war (0:4). Auch die „Dirkules“-Teamkollegen Jason Terry und Jason Kidd griffen bereits vergeblich nach der Meisterschaft. Kidd verlor 2002 und 2003 mit New Jersey die Endspiele, Terry stand an Nowitzkis Seite, als die Mavericks im Juni 2006 nach zwei Heimsiegen zum Auftakt gegen Miami Serie und Titel noch aus der Hand gaben.
„Diesmal sind wir dran, das wird unsere Saison“, hatte Terry bereits Mitte Oktober betont - und seine Zuversicht stichhaltig demonstriert. Er ließ sich auf den rechten Bizeps die Larry O'Brien- Trophy tätowieren. „Ich hätte es sicher nicht getan, wenn ich nicht an unsere Chance geglaubt hätte“, betonte der 33-Jährige.
In seinem zweiten NBA-Finale will auch Nowitzki einen bleibenden Eindruck hinterlassen und die Schmach von vor fünf Jahren gegen die damals von Dwyane Wade grandios angeführten Heat vergessen machen. Denn als es damals darauf ankam, hatten ihm die Nerven versagt. Nowitzki hat sich die Videos von damals nie angeschaut, das würde ihn nur krank machen, sagt der Mavericks-Kapitän. „Aber ich habe noch genug im Gedächtnis.“
Sämtliche Experten bescheinigen dem Deutschen, dass er jetzt besser und reifer sei. Basketball-Legende Earvin „Magic“ Johnson adelte ihn: „Dirk ist wahnsinnig motiviert, diesen Titel zu gewinnen, hat bislang unglaubliche Leistungen gebracht. Er ist mein persönlicher MVP der Playoffs.“
In den bisherigen Spielen der K.o.-Runden erzielte Nowitzki im Schnitt 28,4 Punkte, seine Trefferquote von 51,7 Prozent ist die beste aller Profis. Und seine Wurfvariationen sind längst legendär. „Es gibt keine Möglichkeit, einen 2,13 Meter-Mann beim einbeinigen Sprungwurf im Rückwärtsfallen zu blocken“, sagte LeBron James.
Die Mavericks können sich der Sympathien von New York bis Los Angeles sicher sein. Nicht nur für Nowitzki, sondern auch für andere Dallas-„Dinos“ wie den 38-jährigen Spielmacher Kidd oder Terry (33) sind die Finals wahrscheinlich die letzte Gelegenheit, sich in die Meisterschaftslisten einzutragen. Miami hat indes in Wade (29), James (26) und Chris Bosh (27) Stars, die eine titelträchtige Zukunft versprechen.
In Cleveland wird vor allem Dan Gilbert Nowitzki & Co. die Daumen drücken. Der Teambesitzer der Cavaliers hatte nach dem Wechsel von James im vergangenen Sommer gewütet: „Ich persönlich garantiere, dass die Cleveland Cavaliers eher eine NBA-Meisterschaft gewinnen werden, als dieser selbst ernannte ehemalige King.“