Pascal Roller: „Uns fehlte hier der Leuchtturm“

Hamburg (dpa) - In seiner aktiven Zeit gehörte Pascal Roller zu den besten Aufbauspielern im deutschen Basketball. Seit zweieinhalb Jahren widmet sich der 37-Jährige dem neuen Projekt Hamburg Towers.

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„Wir trauen uns zu, dass wir eine eigene Geschichte erzählen“, sagte der geschäftsführende Gesellschafter im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa. Mit dem deutschen Meister FC Bayern, dessen Neuanfang vor vier Jahren ebenfalls in der 2. Liga begann, will man sich vor dem Debüt am Samstag in der ProA nicht vergleichen.

Neben dem HSV und dem FC St. Pauli im Fußball haben sich das Eishockey-Team der Freezers und der HSV Handball in Hamburg als Zuschauermagneten etabliert. Haben Sie dort vorbeigeschaut und sich als die Neuen vorgestellt?

Roller: Ich habe viele Hände geschüttelt in den letzten zweieinhalb Jahren. So lange ich eben mit dem Aufbau beschäftigt bin. Von ganz vielen werden wir erstmal noch beobachtet. Aber es ist ein freundschaftlicher, kooperativer Umgang mit den genannten Clubs und darüber hinaus.

Warum gibt es keine Kooperation, beispielsweise mit dem HSV, um etwa Vertriebswege oder den Bekanntheitsgrad zu nutzen?

Roller: Wir haben bei den Treffen abgeklopft, was man perspektivisch machen kann. Da haben wir sowohl mit dem HSV und damals Karl Jarchow und mit St. Pauli und den anderen an einem Tisch gesessen. Da gab's schon intensiven Austausch. Wir sind uns war aber auch klar, das wir etwas Neues darstellen. Wir trauen uns zu, dass wir eine eigene Geschichte erzählen. Wir wollen hier eine neue Marke aufbauen.

Investorenmodelle werden zunehmend heiß diskutiert. Worauf setzt man bei den Hamburg Towers?

Roller: Wir sind mit Gesellschaftern ohne Investor gestartet. Uns fehlt noch ein Hauptpartner. Wir bauen auf langfristige Engagements, die eine gesunde Basis bilden. Wir tun uns schwer, nur mäzenantisch getrieben zu sein. Das muss sorgfältig durchleuchtet werden. Auf der anderen Seite wissen wir, das Basketball eine große Konkurrenz hat. Da stehen wir noch am Anfang.

Wie groß ist ihr Etat?

Roller: Wir sind nicht im siebenstelligen Bereich, was der nächste Schritt wäre. Für die Pro-A ist das ok. Auch deshalb gehen wir ins erste Jahr ohne konkretes sportliches Ziel. Weil wir nicht greifen können, wo wir in ganz vielen Bereichen stehen. Wir bauen ja auf nichts auf. Dafür, dass wir bisher das Produkt nur auf dem Blatt Papier verkaufen konnten, haben wir viel erreicht. Jetzt wollen wir Lust auf mehr machen, auch bei Sponsoren.

Und wenn ein millionenschwerer Geldgeber lockt, der dann aber auch einen namhaften Spieler sehen will?

Roller: So etwas gibt es nicht und soll es auch nicht. Die sportliche Kompetenz haben wir zur Genüge. Ich will aber auch nicht der Ex-Sportler sein, der nach 20 Jahren auf hohem Niveau meint, jetzt weiß ich, wie so ein Club funktioniert.

Wie sieht die Struktur des Vereins denn aus?

Roller: Das Konzept basiert auf einem Joint Venture, mit dem was schon da war: der starke Jugendleistungsbereich und Sozialbereich. Aber der ein oder andere Spieler ist aus Hamburg weg und Profi geworden. Zum Beispiel Ismet Akpinar, der für vier Jahre in Berlin unterschrieben hat. Er ist wohl der beste auf seiner Position in seinem Jahrgang. Uns fehlte hier der Leuchtturm. Das ist die Grundidee, diesen Leuchtturm geschaffen zu haben. Mit dieser Strahlkraft wollen wir Aufmerksamkeit und finanzielle Mittel generieren. Wichtig ist, das es wirtschaftlich solide ist. Das hat guten Anklang gefunden, die Leute haben nicht das Gefühl, dass irgendein Luftschloss aufgebaut wird.

Mittelfristig ist die erste Liga das Ziel. Was muss noch passieren, dass der Verein dort ankommt?

Roller: Hamburg birgt für mich einfach das Potenzial. Da sehe ich die Parallelen zum Handball und Eishockey. So eine Stadt wie Hamburg hat es einfach verdient, auch Basketball zu haben. Wir tun uns da aber ganz schwer, eine konkrete Timeline aufzusetzen. Wir sprechen definitiv im ersten Jahr nicht vom Aufstieg. Vielleicht ab Jahr drei können wir dann ernsthaft über das Thema reden. Für uns ist wichtig, dass das, was jetzt geschaffen wurde auch in fünf und in zehn Jahren noch da sein wird. Wir haben eine tolle Infrastruktur. In der Halle haben wir volles Nutzungsrecht. Wir entscheiden wer wann da reinkommt. Das ist einfach prädestiniert dafür, das wir uns nachhaltig aufbauen können. So gehen wir das auch an. Wir sind kein zweites FC Bayern München, wo in zwei Jahren der Aufstieg da sein muss und dann in vier Jahren die Meisterschaft.

Einen Bundestrainer haben sie auch nicht verpflichtet, sondern mit Hamed Attarbashi auf ein unverbrauchtes Gesicht gesetzt. Welche Erwartung haben Sie an ihn?

Roller: Wir setzen bei den Spielern nicht auf Nationalspieler, sondern auf Hamburger. Hamed ist auch ehemaliger Hamburger. Er hat sich ganz speziell ausgezeichnet in den letzten zehn Jahren in denen er erfolgreich im Jugendbereich war, etwa in Paderborn. Als Assistents-Coach hat er in Bremerhaven einen sehr guten Job gemacht. Es waren also ganz viele Faktoren, die dafür sprachen, ihm eine Chance zu geben. Er ist ein Teil des Puzzles unserer Geschichte. Wir wollen eine möglichst regionale Mannschaft sein. Wir haben jetzt nur zwei Positionen mit Ausländern besetzt, was für die ProA definitiv wenig ist. Den Weg wollen wir weiter gehen und schauen, wie lange wir das durchhalten.

Könnte der Standort Wilhelmsburg ein Problem sein?

Roller: Unsere größte Aufgabe wird es sein den Hamburger auf das Gelände zu bekommen. Aber alle, die hier waren, waren überrascht und angetan. Die Herausforderung ist, dass wir Basketball in Wilhelmsburg für ganz Hamburg machen und die Leute hierherbringen. Wenn man hier aus der S-Bahn stolpert, kann man an der Halle nicht vorbeilaufen. Das sind vielleicht 200 Meter. Man wird es schätzen, dass man schnell hier ist.