Wichtiges Selbstvertrauen für Korbjäger vor EM

Bamberg (dpa) - Tibor Pleiß kostete seine sportliche Heimkehr bis ganz zum Schluss aus. Auf dem Weg zum Abendessen mit Edelfan Dirk Nowitzki waren seine Teamkollegen nach der gelungenen EM-Generalprobe schon längst aus der Dusche zurück, da stand der frühere Bamberger noch verschwitzt auf dem Parkett.

Unermüdlich unterschrieb der Center Trikots, Programmhefte und Klatschpappen, umarmte Kinder sowie frühere Weggefährten und kommentierte das 78:66 über Schweden. „Sieben Minuten noch, Tibor“, mahnte ein Betreuer der deutschen Basketball-Nationalmannschaft immer wieder die pünktliche Abfahrt an.

Das gemeinsame Gruppenbild mit Nowitzki, der den letzten Härtetest gegen den skandinavischen Euro-Teilnehmer in seiner Sommerpause wohlwollend lächelnd aus der Loge verfolgt hatte, ließ sich Pleiß später am Freitagabend aber nicht entgehen. „Wir werden dieses Hochgefühl mit zur EM nehmen“, kommentierte der 2,15-Meter-Hüne vom spanischen Topclub Vitoria den Erfolg fünf Tage vor dem Euro-Auftakt gegen Mitfavorit Frankreich.

Nicht nur Pleiß wertete den Vorbereitungsabschluss nach zuvor sieben Niederlagen in acht Partien gegen Hochkaräter als bedeutsam für das Selbstvertrauen beim Turnier in Slowenien. „Heute war es besonders wichtig, das Spiel zu gewinnen“, lobte Bundestrainer Frank Menz. „Natürlich stehen für alle von außen sieben Niederlagen. Es war wichtig, so zu spielen, mit vollem Selbstvertrauen und Leidenschaft als Team.“

Besonders die starke Trefferquote von 60 Prozent aus dem Feld und die Überlegenheit beim Rebound (40:26) erfreuten den Coach gegen die Schweden, die ohne ihren NBA-Topprofi Jonas Jerebko auskommen mussten. Neben Pleiß, der mit zwölf Punkten und neun Rebounds überzeugte, darf Menz bei der Euro vor allem auf Kapitän Heiko Schaffartzik (17 Zähler) als Offensivpfeiler der jungen Auswahl bauen. „Ich kann nur in höchsten Tönen von der Mannschaft sprechen, sie ist in jedem Spiel voll dagewesen“, resümierte der Aufbauspieler des FC Bayern München die Vorbereitung. „Es ist noch mehr drin, es wäre schlecht, wenn wir jetzt schon das Maximum erreicht hätten. Es gibt einen positiven Trend zu beobachten.“

Wohin dieser Aufschwung das Team führen kann, ließen Spieler und Coach bewusst offen. Der für die Zwischenrunde benötigte dritte Platz in der Gruppenphase scheint angesichts der Gegner aus Belgien, der Ukraine, Großbritannien und Israel durchaus erreichbar. „Wir gehen in jedes Spiel und versuchen uns eine Siegchance zu erarbeiten“, erklärte Schaffartzik den Weg für Ljubljana. „Das ist Beste, was wir machen können, uns keine große Zielsetzung geben.“

„Wir können nur von Spiel zu Spiel schauen“, meinte auch Menz. „Wenn wir ein paar Spiele gewinnen können, wäre dies ein Riesenerfolg. Dann können wir befreit spielen und uns mit den Großen messen.“ „Alles ist möglich“, fasste ein Anwesender bei der Pressekonferenz diese Erwartungen zusammen - woraufhin Menz mit strengem Blick und leichtem Grinsen korrigierte: „Einiges“. Nicht alles.