Bayer kann es doch gegen die Großen
Der Sieg in Dortmund war mehr wert als drei Punkte. Nun mit viel Schwung nach San Sebastian.
Dortmund. Es waren mehr als diese drei Punkte, die Bayer Leverkusen ein Hochgefühl bescherten. Mit 1:0 (1:0) hatte sich die Werkself in einem Gift-und-Galle-Verfolgerduell bei Borussia Dortmund durchgesetzt. Das Tor von Heung-Min Son (18.) sicherte nicht nur den zweiten Tabellenplatz in der Fußball-Bundesliga. Nein, es sorgte auch dafür, dass sich die Rheinländer als einzig wirklicher Verfolger von Bayern München etablierten. Vier Punkte Rückstand klingen angesichts der unglaublichen Dominanz des Rekordmeisters geradezu wie ein Klacks.
Noch wichtiger: Der Erfolg bei einem direkten Mitbewerber um die Champions-League-Plätze stärkte massiv das Selbstwertgefühl Bayers. Das war angekratzt gewesen in der Vergangenheit. Arg sogar. Erst recht nach dem 0:5-Debakel gegen Manchester United in der Champions League und der folgenden verbalen Prügel, die die Leverkusener hatten einstecken müssen.
Bayer sei stark, könne es aber nicht gegen die ganz Großen, hieß es überall. Da tat weh. Wie sehr, war nun aus den Worten von Sportdirektor Rudi Völler herauszuhören: „Es war wichtig, Deutschland einmal zu zeigen, was wir können und dass wir fußballerisch mit dem einen oder anderen mithalten können.“
Ähnlich klang das, was Simon Rolfes zu sagen hatte: „Wir haben Dortmund keinen Zugriff aufs Spiel gestattet“, sagte der Bayer-Kapitän, der im Mittelfeld eine überragende Partie abgeliefert hatte. „Wir sind hier als Zweiter hingefahren, und fahren als Zweiter mit noch mehr Punkten wieder weg. Das ist gut“, sagte Rolfes mit Blick auf die sechs Punkte Vorsprung auf den BVB.
Möglich wurde dies durch zwei unterschiedliche Stilarten. In der ersten Halbzeit imponierte Leverkusen spielerisch, ließ die Dortmunder kaum zur Entfaltung kommen und hätte durchaus höher führen können. Im zweiten Abschnitt bewiesen die Gäste dann vermehrt kämpferische Tugenden. „Ich freue mich so sehr“, machte Trainer Sami Hyypiä aus seinem Herzen keine Mördergrube.
Nun hoffen sie in Leverkusen, nicht nur den besten Start der Vereinsgeschichte in der Bundesliga weiter ausbauen zu können, am Dienstag soll auch der Einzug ins Achtelfinale der Champions League mit einem Sieg in San Sebastian perfekt gemacht werden. „Jedes Spiel ist wieder neu“, sagte Rolfes, um bloß nicht den Anschein zu erwecken, man hebe nun ab. Doch natürlich gehe man nach einem Sieg in Dortmund ganz anders in die nächsten Aufgaben: „Dortmund ist eine starke Mannschaft. So ein Sieg gibt natürlich Selbstvertrauen.“