Bender oder Bender?

Die Zwillinge Sven und Lars hoffen beide, bei der EM zu spielen. Aber nur für einen scheint ein Platz frei zu sein.

Leverkusen. Vielleicht hat er es rechtzeitig geschafft, und das wäre die vielleicht wichtigste Meldung am Ende einer Saison bei Bayer Leverkusen, die alle vergessen wollen. Lars Bender ist wieder zurück. In Hoffenheim hat er 60 Minuten gespielt, am Samstag gegen Hannover 96 90 Minuten — und war mit 12,07 Kilometern laufstärkster Spieler. Das Signal ist gesetzt: Nachdem ihn ein Muskelbündelriss sechs Wochen lang gestoppt hatte, gibt es nur noch ein Ziel: seine Teilnahme an der Fußball-Europameisterschaft. Bender hofft.

„Ich wollte nicht wieder zu früh anfangen“, sagt Lars Bender. Sieben Tage noch, bis Joachim Löw seinen vorläufigen EM-Kader benennt — und Lars will dabei sein. „Ich hoffe, dass die Eindrücke, die ich in der Saison hinterlassen habe, reichen.“

Das hofft auch Bruder Sven. Für sich. Womit wir schon bei der Krux wären: Lars Bender aus Leverkusen und Zwilling Sven Bender aus Dortmund streiten vermutlich um eine einzige freie Planstelle im Kader von Bundestrainer Joachim Löw. Die beiden Jungs aus Rosenheim sind defensive Mittelfeldspieler, Sechser, wie sie der moderne Fußball nennt. Und Löws Plan sieht auf dieser Doppel-Position wie folgt aus: Gesetzt sind Bastian Schweinsteiger und Sami Khedira, erster Vertreter ist Toni Kroos. Und der vierte Platz? Um den streiten die Benders — und vielleicht noch der Leverkusener Routinier Simon Rolfes. Alles läuft auf ein Bruderduell aus.

Eigentlich sind sie unzertrennlich. Immer der selbe Verein, bis 2009 spielten sie zusammen bei Zweitligist 1860 München, ehe Sven nach Dortmund und Lars nach Leverkusen wechselte — ganz bewusst, weil Berater Manfred Schulte schlau genug war, die beiden ähnlichen Spieler nicht in einer Elf zu versammeln. Sven ist nun zweifacher deutscher Meister, ein Kämpfer, einer, den sein Trainer Jürgen Klopp für seine Einstellung liebt. Aber zuletzt saß Sven, den alle in Anlehnung an den einstigen Bayern-Profi Manfred Bender „Manni“ nennen, in Dortmund oft auf der Bank, weil er seiner Spielweise Tribut zollen musste. Und Ilkay Gündogan und Sebastian Kehl an ihm vorbei rotierten.

Allroundtalent wäre gut. Für den Platz in der Nationalelf. Etwa als rechter Verteidiger, die vielleicht vakanteste Position im Nationalteam. Die Benders kann man überall reinwerfen. „Habe ich nie gespielt. Aber wo mich der Bundestrainer hinstellt, da spiele ich“, sagt Lars Bender unprätentiös, weil er so ist. Klare Kante, aber bodenständig. In jeder freien Minute besucht Lars Sven in Dortmund oder Sven Lars in Köln — und ist mal einen Tag länger frei, sind beide in der Heimat, wo Vater Hartmut noch die erste Elf ihres Heimatvereins TSV Brannenburg trainiert.

Lars wird in Leverkusen bald Führungsspieler sein. Mit seinem Abgang soll er gedroht haben, falls es bei Bayer weiter drunter und drüber ginge, hieß es. „Alles frei erfunden“, sagt Lars — und verlängerte bis 2017, Bruder Sven in Dortmund bis 2016. Und wie ist es, Konkurrent des Bruders zu sein? „Wir sprechen darüber nicht. Wir haben immer betont, beide zur EM zu wollen. Und wenn es nur für einen reicht, dann freut der andere sich mit.“ Und schaut zu. „Im Stadion.“