Herr Föste, der Start hat begeistert, die Bekanntheit des BHC nimmt zu.
Handball-Bundesliga Bergischer HC: Das Geheimnis eines erstaunlichen Erfolgs
Interview: Geschäftsführer Jörg Föste über das Handball-Glück im Bergischen Land und den intensiven Flirt mit Düsseldorf.
Ein Kurzbesuch in Düsseldorf ist für Jörg Föste keine Seltenheit. Der Geschäftsführer des so stark gestarteten Handball-Erstliga-Aufsteigers Bergischer HC wird mit den Seinen in Kürze auch zwei Liga-Spiele in Düsseldorf bestreiten. Heute aber ist der Gegner in Wuppertal Leipzig (19 Uhr). Ein wichtiges Spiel. Und es gibt einiges zu klären.
Jörg Föste: In dieser Liga müssen zehn bis zwölf Mannschaften zusehen, dass sie gut in die Spur kommen. Wenn das nicht gelingt, fehlen Mechanismen und Selbstbewusstsein, um frei in die Spiele zu gehen. Unser Start ist Gold wert.
Und im Kampf um den Ligaerhalt schon die halbe Miete?
Föste: Der Klassenerhalt ist und bleibt ja das Ziel. Leipzig ist da eine echte Station, es wird hoch hergehen. Die stehen mit dem Rücken zur Wand, wir haben den Schwung – und dennoch die Einstellung, dass wir nicht von Europokalplätzen träumen. Was jetzt auf der Habenseite steht, definiert den Abstand nach unten. Das Programm hat es in sich: Nach Leipzig spielen wir im Pokal gegen die Neckar Löwen, dann in Melsungen. Und dann startet die Trilogie Düsseldorf (1.11. gegen Neckar Löwen), Wuppertal (11.11. gegen Gummersbach), Düsseldorf (15.11. gegen THW Kiel).
Ist das der beste Bergische HC, den sie miterlebt haben?
Föste: Deutlich, ja. Da ist Geschlossenheit, ausgeprägte Abwehrstärke, die die Basis ist, Zusammenhalt und Disziplin. Und auch Spielfreude, die wir so noch nicht gesehen haben. Das ist einstudiert worden von unserem Trainer Sebastian Hinze. Die Mannschaft hat das verinnerlicht.
Was macht das Team so gut?
Föste: Neben den erwähnten Stärken die Kaderqualität. Wir haben in Breite und Spitze Standards erhöhen. Die Mannschaft ist nicht nur gefestigt durch die 70:6-Punkte aus der Zweitliga-Saison, sondern auch unfassbar selbstbewusst. Das bringt sie in die Spiele mit ein, und das spürt auch der Gegner. Wir wollen schließlich fester Bestandteil der ersten Liga sein. Das hat sich nicht verändert, auch nach dem Abstieg nicht. Wir sind da knochentrocken störrisch geblieben (lacht). Wir haben uns auch in der 2. Liga als Bestandteil der ersten Liga gesehen.
Wie konnte der BHC nach dem Abstieg in der 2. Liga eine Mannschaft aufbauen, die jetzt in der Beletage beeindruckt?
Föste: Uns hat die Hinrunde aus der Saison 2016/17 sehr geprägt. Unser Kader war zu klein, es gab im Team Friktionen. Durch Verletzungen hatten wir Probleme im Trainingsbetrieb, dadurch Überlastungen von Spielern. Wir waren – kurz gefasst – nicht hinreichend vorbereitet. Dieses halbe Jahr hat dem gesamten Club wehgetan. Das war die entscheidende Triebfeder. Es scheint jetzt so zu sein, dass wir die richtigen Rückschlüsse gezogen haben.
Auch der langjährige Trainer Sebastian Hinze stand seinerzeit zur Debatte. Sind Sie froh, an ihm festgehalten zu haben?
Föste: Das sah möglicherweise von außen so aus. Der Trainer stand in den internen Debatten nie zur Diskussion.
Wenn Sie einem Fremden erklären, was der BHC zwischen Wuppertal oder Solingen ist, wie lautete Ihre Antwort?
Föste: Der BHC kommt aus Solingen und Wuppertal, dem Bergischen Land als Keimzelle. Dort gibt es auch eine große Handball-Tradition, die das Ganze unterfüttert hat. Und wo er jetzt wahrgenommen wird? Wenn wir auf unsere Zuschauerzahlen auch mit unseren Gastspielen in Köln und Düsseldorf sehen, sage ich, dass wir im Rhein-Ruhrgebiet angekommen sind. Mindestens in der Rheinschiene.
Die Ausflüge in große Hallen nehmen zu. Landet der BHC irgendwann womöglich komplett in der Landeshauptstadt Düsseldorf?
Föste: Wir möchten uns zunächst mal die ersten Spiele in Düsseldorf anschauen und uns inspirieren lassen vom Umfeld. Wir halten den ISS-Dome für eine großartige Handball-Halle. Wir neigen aber dazu, zunächst ein Gefühl entwickeln zu wollen: Wie ist es, dort als Heimteam zu spielen? Wir haben jetzt die Möglichkeit, das wunderbar zu erleben, danach kann man sicher weitersprechen. Nach meiner Auffassung soll und darf das auch kein einmaliger Ausflug sein.
Warum Düsseldorf statt Köln, wo sie zuvor schon dreimal mit Erfolg aufgetreten waren in den vergangenen Jahren?
Föste: Reiner Zufall. Es hat sich in Köln keine terminliche Möglichkeit ergeben. Und in Düsseldorf sind wir mit offenen Armen empfangen und professionell begleitet worden. Das war für uns eine neue Erfahrung, das haben wir in den vergangenen zwei Monaten sehr genossen.
In Düsseldorf sucht man einen Verein für professionellen Handball, der die vorhandenen Hallen füllt. Das Projekt Vikings dort droht früh zu scheitern.
Föste: Es ist viel zu früh, darüber nachzudenken.
Stimmen Sie zu, wenn wir sagen: der BHC ist zur Marke geworden?
Föste: Das lässt sich ja sogar messen. Der BHC ist bundesweit auf 65 Prozent Bekanntheit in der sportinteressierten Öffentlichkeit angewachsen. Der Verein steht für Werte, die sich mit dem Werdegang dieses Clubs gut kombinieren lassen. Man nimmt uns das Grundehrliche, Bodenständige ab: ein Club, der aus eigener Kraft nach und nach wächst. Deshalb auch unser Slogan: Die Kraft in uns. Das mögen die Menschen. Und sie mögen nicht, wenn etwas aufgestülpt oder mit viel Geld aufgepäppelt wird. Unser Weg wird goutiert.
Auch von den Städten Solingen und Wuppertal? Gerade sind Pläne für eine neue Bergische Arena zu den Akten gelegt worden. Warum?
Föste: Die Bergischen Städte sind ja nicht auf Rosen gebettet, sie stehen alle drei unter fiskalischer Kontrolle. Deshalb haben wir vor fünf Jahren in der Arena-Frage die Lokomotivposition übernommen. Die Zeit hat aber gegen uns gespielt. Durch die Niedrigzinspolitik sind Baupreise und Grundstückskosten enorm gestiegen, diese 30 Prozent Steigerung haben wir am Anfang nicht sehen können. Es macht im Moment einfach keinen Sinn, das Vorhaben mit aller Konsequenz durchzuziehen. Da ist die Marke BHC auch in Gefahr. Zudem haben wir ja den Riesenvorteil, eine Metropolregion zu sein und nach Köln oder Düsseldorf zu können.
Und die Klingenhalle in Solingen und die Uni-Halle in Wuppertal können weiter die Basis sein?
Föste: In beiden Hallen ist ja aufgerüstet worden für diese Spielzeit. Etwa in Sachen Lichtstärke. Das wissen wir auch sehr zu schätzen. Das ist für den Moment hinreichend. Aber klar ist auch: In den beiden Spielen in Düsseldorf werden wir ungefähr 40 Prozent unserer Gesamtumsätze machen, was das Ticketing angeht. Das zeigt deutlich auf, welche Möglichkeiten da sind.
Wie viele Karten sind für die Spiele in Düsseldorf bislang verkauft?
Föste: 8000 Karten für beide Spiele zusammen. Ziel ist es, den Unterrang zweimal auszuverkaufen. Das wären 6800 Zuschauer pro Spiel. Und das können wir erreichen.