Boxer über „Jahrhundertkampf“: Vom Feinsten bis Blabla

Las Vegas (dpa) - Der vermeintliche Jahrhundertkampf in Las Vegas raubt auch deutschen Boxern den Schlaf.

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Für das weltweit gepriesene Weltergewichtstreffen von Floyd Mayweather (USA) und Manny Pacquiao (Philippinen) am frühen Sonntagmorgen (MESZ) werden sich Sportler, Fans und Experten in Deutschland den Wecker stellen oder machen kurzerhand die Nacht durch. Trainer Ulli Wegner hat es besser.

Der 73 Jahre alte Coach von Weltmeister Arthur Abraham ist in Las Vegas Co-Kommentator beim übertragenden Sender Sky. „Darauf freue ich mich. Der Kampf ist vom Feinsten“, schwärmt der Trainer-Guru, der mit kessen Sprüchen stets für beste Unterhaltung sorgt.

Für Wegner ist Mayweather Favorit - eigentlich. „Ich bin mir nicht mehr ganz sicher“, meint der Trainer. „Je länger ich überlege, desto mehr schwanke ich. Mayweather hat an Schnelligkeit verloren, Pacquiao sucht den Kampf.“ Dann legt er sich fest: „Es wird ziemlich ausgeglichen.“ Beiden attestiert Wegner besondere Cleverness. „Sie haben jahrelang gewartet, um den Kampf hochzuspielen. Vom Geschäft verstehen sie was.“

Ganz auf Mayweather setzen Ex-Weltmeister Henry Maske und Axel Schulz. „Mayweather ist der klügere, der technisch bessere Boxer, der immer eine Antwort im Ring weiß“, betont Gentleman Maske, der Pacquiao zubilligt, unberechenbar zu sein. Zwei-Zentner-Mann Schulz sieht es pragmatisch. „Den Kampf gucke ich mir an, obwohl ich ja sonst wegen 60 Kilo nicht aufstehen würde. Aber im Schwergewicht ist ja im Moment nicht viel los“, meint der immer lustige Kappen-Mann. Nach der enttäuschenden Vorstellung von Dreifach-Weltmeister Wladimir Klitschko wenige Tage zuvor hat der 46-Jährige damit wohl recht. Schulz' Prognose: Vorzeitiger Sieg von Mayweather.

Kritisch blickt Sven Ottke auf das Duell. „Jahrhundertkampf? Täglich lese ich größere Millionensummen. Das hört gar nicht mehr auf. Das ist doch alles Blabla. Da wird Reklame ohne Ende gemacht, damit mehr Leute den Kampf im Fernsehen kaufen. Ich zahle doch kein Geld dafür. Da schlafe ich noch. Außerdem finde ich den Kampf nicht so spektakulär“, verrät der Ex-Weltmeister im Supermittelgewicht. Sein Tipp: „Mayweather gewinnt, Pac hat seine beste Zeit hinter sich.“

Wegners Schützling Jack Culcay kämpft in wenigen Tagen um die WBA-Interims-WM im Halbmittelgewicht, jener Klasse, in der Mayweather WBC-Weltmeister ist. „Ein Kampf gegen ihn wäre mein Traum. Mayweather ist der King. Aber Angst habe ich vor ihm nicht“, sagt Culcay. Pacquiao sei ihm aber sympathischer. „Ich hoffe, Manny gewinnt.“

„Spannend ist, zwei ganz verschiedene Boxstile zu sehen“, sagt Promoter Kalle Sauerland. „Das passt gut: Puncher Pacquiao gegen Techniker Mayweather.“ Der Hamburger Geschäftsmann bezeichnet Mayweather als „größten Showman des Jahrhunderts“. Sein Vater Wilfried Sauerland, Begründer und Manager des Sauerland-Boxstalles, sieht die Rekordsummen kritisch: „So viel Geld ist kein Kampf wert.“

„Das ist ein Giganten-Kampf“, schwärmt Karsten Röwer, Trainer von Halbschwergewichts-Weltmeister Jürgen Brähmer. „Da treffen die momentan Besten der Welt aufeinander.“ Aufstehen wird der Coach dennoch nicht. „Ich mache einen Kurzurlaub. Da gibt es kein Sky.“ Sein Schützling Stefan Härtel sieht das weltweite Interesse positiv. „Endlich erfahren die leichteren Klassen Wertschätzung. Sonst geht es nur ums Schwergewicht. Die Leichteren zeigen eh das bessere Boxen.“

Superschwergewichts-Weltmeister Erik Pfeifer, erster Profi-Champion des olympischen Boxverbandes AIBA, gesteht: „Ich drücke Manny Pacquiao die Daumen. Seine Titel in sieben Gewichtsklassen und die Geschwindigkeit seiner Aktionen machen ihn zu einem richtig gefährlichen Gegner. Wegen seiner Persönlichkeit und seinem sozialen Engagement ist Pacquiao für mich jetzt schon der wahre Champion.“