Fasten statt Feiern: Box-Champions müssen ackern
Schwerin (dpa) - Den deutschen Box-Weltmeistern Jürgen Brähmer und Sebastian Sylvester steht ein arbeitsreiches Weihnachtsfest bevor. Beide müssen trainieren. Robert Stieglitz, Marco Huck und Sebastian Zbik, die drei anderen deutschen Champions, können es sich gutgehen lassen.
Ackern statt Ausspannen, Boxen statt Braten: Für die zwei deutsche Box-Weltmeister stehen zum Weihnachtsfest mehr schweißtreibende Arbeiten denn gemütliche Kuschel-Einheiten auf der Wohnzimmer-Couch neben geschmückten Tannenbäumen bevor. Jürgen Brähmer (Schwerin) und Sebastian Sylvester (Greifswald) müssen sich auf ihren Titelverteidigungen im Januar vorbereiten. Die drei anderen deutschen Box-Champions dürfen sich hingegen auf ein festliches Schlemmer-Wochenende ohne Kalorienzähler und Pulsmessuhr am heimischen Herd freuen.
Darauf hätte Jürgen Brähmer ohnehin keine Lust. „Familienveranstaltungen sind nicht mein Ding“, sagte der 32 Jahre alte WBO-Weltmeister im Halbschwergewicht, der am 8. Januar 2011 in Kasachstan gegen den einheimischen WBA-Weltmeister Beibut Schumenow in den Ring steigen muss. Das Weihnachtsfest fällt für ihn und seinen Trainer Michael Timm deshalb aus. Sowohl an Heiligabend als auch am 1. Weihnachtstag wird trainiert.
Zum großen Festtag dürfte man Brähmer im Schweriner Schlosspark unweit von seinem zu Hause antreffen. „Da steht ein Läufchen an, zuvor gibt es eine Sparringseinheit“, erläuterte Timm die wenig kuschelige Tagesordnung. Nur am zweiten Feiertag ist frei - weil Sonntag ist. Das ist der angestammte Boxer-Ruhetag.
Das Programm von Sebastian Sylvester, der seinen Titel am 22. Januar in Neubrandenburg gegen den Franzosen Mehdi Bouadla verteidigen will, sieht ähnlich aus. Der Jung-Ehemann, der im Sommer geheiratet hat, wird daheim in Dersekow bei Greifswald auch nicht den Gourmet geben. Für den 30 Jahre alten IBF-Mittelgewichts- Weltmeister, der bei 1,72 Meter Körpergröße nur 72,574 Kilo auf die Waage bringen darf, ist mehr oder weniger Fasten angesagt. Das dürfte Ehefrau Diana und Tochter Lea-Chantal wenig schmecken.
Trainer Karsten Röwer auch nicht - tut aber Not. „Wir müssen stetig Gewicht machen. Sonst geht das zu sehr an die Substanz“, sagte der Meistermacher aus Schwerin. Und so hat er sich und seinem Schützling ein strammes Jahresendprogramm verordnet, das Sylvester auch an Silvester keinen großen Raum für Feierlichkeiten lässt.
Diese muss stellvertretend für seinen Weltmeister-Kollegen aus Mecklenburg-Vorpommern wohl Sebastian Zbik übernehmen. Der 28 Jahre alte WBC-Interims-Champion ist derzeit mehr oder weniger zur Tatenlosigkeit verurteilt, weil die für den März 2011 anberaumte WM gegen Sergio Martinez im New Yorker Madison Square Garden noch nicht perfekt ist. „Das nervt langsam, aber so ist das Geschäft“, sagte der Schweriner, der seiner Wahl-Heimat Hamburg über die Feiertage den Rücken kehren und zu Hause in Reinberg unterm Tannenbaum sitzen wird.
„'Mudders' Küche ist doch die beste“, lautet Zbiks Devise und sein Wahlessen „Ente, Rotkohl und alles was so dazu gehört“. Danach will er sich ins Auto setzen und nach Schwerin zur Mitternachtsmesse fahren. „Das ist so eine kleine Tradition, dass wir uns mit Freunden treffen“, berichtete der ungeschlagene Profi-Boxer.
Brähmer und Sylvester wird Zbik dort nicht treffen. Die beiden WBO-Weltmeister Huck und Stieglitz auch nicht. Die sonnen sich nach ihren siegreichen WM-Kämpfen noch in ihrem Ruhm. Im „Fall“ Huck nicht ganz schmerzfrei. Der Cruisergewichtler hat noch mit den Nachwehen eines Rippenbruchs zu kämpfen, den er sich am vergangenen Wochenende bei seiner Titelverteidigung zugezogen hat.