Geschmähter Huck gefeiert: K.o-Sieg über Arslan
Stuttgart (dpa) - Als Marco Huck zum WM-Kampf in die Halle marschierte, wurde er ausgepfiffen und ausgebuht. Sechs Runden später feierten ihn die meisten der 11 000 Zuschauer in der ausverkauften Stuttgarter Hanns-Martin-Schleyer-Halle.
Der Boxweltmeister im Cruisergewicht hatte seinen Herausforderer Firat Arslan in der sechsten Runde zweimal zu Boden geschickt und durch technischen K.o. besiegt. „Dieser Kampf geht in die Geschichte ein. Da war so viel drin mit Hass und Lieb und allem“, meinte der seit August 2009 amtierende WBO-Champion. „Wenn ich topfit bin, kann ich mich nur selber schlagen. Sonst kann mich keiner in der Welt schlagen, egal ob im Cruisergewicht oder im Schwergewicht.“
Der Revanchekampf der Stallkollegen 14 Monate nach dem ersten Duell hat alle Fragen geklärt. Damals war Huck äußerst umstritten zum Sieger nach Punkten bestimmt worden, obwohl viele Beobachter Arslan vorn gesehen hatten. Diesmal war fünf Runden lang nicht klar, wer das bessere Ende für sich haben würde. Dann aber explodierte der im serbischen Novi Pazar lebende und in Berlin trainierende Huck und deckte den türkischstämmigen Schwaben mit einer Serie von Kopfhaken ein, von der dieser sich nicht mehr erholte. „Ich habe einen Volltreffer kassiert“, gestand Arslan mit geschwollenem linken Auge.
Huck, der mit provozierenden Sprüchen die Neuauflage angeheizt hatte, war nach seinem Sieg um Versöhnung bemüht. „Firat, ich ziehe meinen Hut vor dir“, sagte der 29-Jährige, stand bei der abschließenden Pressekonferenz vom Podium auf und reichte Arslan die Hand. „Mit 43 Jahren noch so fit zu sein, das verdient meinen Respekt.“ Ex-Weltmeister Arslan, der von 2007 bis 2008 WBA-Champion war, nahm die Laudatio artig entgegen, war verständlicherweise aber unzufrieden. „Ich habe leider nicht die Leistung gebracht. Es tut mir leid für die Zuschauer und fürs Team.“ Dennoch nannte Promoter Kalle Sauerland Arslan „ein genetisches Wunder“ und sprach von „Werbung fürs Boxen“. Mit einem Marktanteil von 20,3 Prozent hatte der Kampf zu mitternächtlicher Stunde gar das ZDF-Flaggschiff „Wetten, dass...“ (19,4 Prozent) überholt.
Überrascht war Ex-Weltmeister Sven Ottke. „Das hatte ich nicht erwartet. Marco war in den ersten beiden Runden zögerlich, ängstlich, hat sich den Kampf diktieren lassen“, analysierte der einstige Supermittelgewichtler. Der 46-jährige Berliner sah aber auch die Defizite Arslans, der mit seinem limitierten Vermögen nur im Nahkampf eine Chance hat. „Firat macht zwar im Vorwärtsgang Druck ohne Ende, aber seine Hände haben keinen Druck. Die schiebt er nur.“
Manager Wilfried Sauerland riet Arslan zum Aufhören. „Als Promoter sage ich: Mach ruhig weiter. Als Mensch sage ich: Hör auf“, meinte der 73-Jährige. „Solche Schläge bleiben nicht ohne Spuren.“ Das „Herzblutteam“, wie sich das Arslan-Lager nennt, will beraten. „Ich bin ein Kämpfer. Ich stecke meinen Kopf nicht in den Sand“, entgegnete der in Donzdorf bei Göppingen lebende Boxer.
Wann Huck ins Schwergewicht wechselt, ist ungewiss. „Das wird unser großes Ziel sein. Ich habe noch keinen Weltmeister im Schwergewicht“, meinte Trainer Ulli Wegner. Das Management möchte Huck dagegen lieber im Cruisergewicht halten. Wegner hat für beide Klassen eine Antwort: „Marco hat eine große Zukunft vor sich.“