Konditionswunder Arslan gegen „Ich bin ein Star“-Huck
Stuttgart (dpa) - Marco Huck ist ein Ausbund an Selbstbewusstsein. Zweifel plagen den Boxweltmeister im Cruisergewicht nie. „Ich bin der attraktivste Champion Deutschlands“, behauptet er.
Über sein Selbstbild belehrte er auch Trainer Ulli Wegner. „Trainer, natürlich bin ich ein Star, ein großer sogar. Wer soll es denn sonst sein außer mir?“, rief er in einem Interview der Zeitung „Die Welt“ seinen Coach empört zur Ordnung. Der 71-Jährige hatte sich geweigert, seinen Schützling als Star zu bezeichnen.
Huck, der später ins Schwergewicht aufsteigen möchte und am liebsten Wladimir Klitschko vom Thron fegen würde, ist unerschütterlich von sich überzeugt. Das kann mitunter Berge versetzen. Manchmal entpuppt es sich aber auch als Stolperstein.
Am 25. Januar muss sich der Wahl-Berliner Huck (39 Kämpfe/36 Siege) mit Firat Arslan (41/33) messen. Zum zweiten Mal schon. Gekämpft wird in der Stuttgarter Hanns-Martin-Schleyer-Halle, 51 Kilometer entfernt von Arslans Haus. „Das wird ein Heimspiel“, meint der türkischstämmige Schwabe. Bei der Erinnerung an das erste Duell im November 2012 muss Arslan Wut unterdrücken. „Ich fühle mich als Weltmeister“, betont er.
Nicht nur aus seiner Sicht hatte der Falsche nach Punkten gewonnen, nämlich Huck. „Ich hätte für Firat Arslan gewertet“, bekennt Thomas Pütz, Präsident des Bundes Deutscher Berufsboxer. „Für mich hat Marco mit ein, zwei Runden gewonnen“, entgegnet Kalle Sauerland, Promoter der beiden Boxer, und ergänzt: „Der Kampf teilt die Boxwelt. Marco ist der Böse, Firat ist der Gute. Wir erwarten ein richtiges Highlight.“
Energiebündel Arslan erntet schon allein wegen seines Alters von 43 Jahren und der dennoch unglaublichen Puste im Ring Anerkennung. „Er hat eine Kondition wie zehn Pferde“, gibt selbst Rivale Huck zerknirscht zu. Der WBO-Titelverteidiger ist 29 und klärt über Arslans Achillesferse auf: „Mit 43 Jahren baut er langsam, aber sicher ab. Ich hingegen nähere mich erst meiner Bestform.“
Dass er das erste Duell nicht eindeutig gewonnen hat, führt der Champion auf eine Fehlanalyse zurück. „Ich dachte: Was will der alte Mann schon gegen mich ausrichten?“ Gewissermaßen sei er aus der Kneipe kommend in den Ring gestiegen, behauptet der als Muamer Hukic im serbischen Novi Pazar geborene und lebende Huck.
Diese Sätze bringen Luan Krasniqi, den Freund Arslans und einstigen Schwergewichts-Europameister, in Rage. „Das ist völliger Schwachsinn. Er war topvorbereitet. Er wusste, was Firat kann.“ Dem Weltmeister unterstellt er Unreife. Arslan dagegen trage menschliche Größe in sich. „Er ist ein großartiger Kämpfer, ein großartiger Mensch. Ich kenne keinen Sportler, der so hart für den Erfolg arbeitet.“ Ex-Weltmeister Sven Ottke, der sich den Kampf nicht entgehen lassen will, vermutet „eine Schlacht“. „Arslan wird Huck die Kante geben. Die Frage ist: Wer hat mehr System?“
Ein Techniker ist der gläubige Arslan, der vor jedem Kampf betet, nicht. Wie eine Dampfwalze rollt er unermüdlich auf seinen Gegner zu und teilt aus. „Er ist boxerisch limitiert, hat aber einen eisernen Willen“, beschreibt Pütz den Herausforderer aus Donzdorf bei Göppingen. Auch Hucks Stärke ist nicht das technische Boxen. Er setzt vielmehr auf seine Explosivität. „Wenn Marco mal getroffen wird, geht sein Temperament mit ihm durch“, befürchtet Ottke. Arslan setzt auf Anderes: „Ich glaube an die Gerechtigkeit.“
Huck und Arslan Kopf an Kopf: