Huck vs Afolabi 3. Auflage: Ringschlacht programmiert

Berlin (dpa) - Ein Feinschmecker-Treffen dürfte es am Samstag in der Berliner Max-Schmeling-Halle vermutlich nicht werden. Wenn Cruisergewichts-Weltmeister Marco „Käpt'n“ Huck und sein offizieller Herausforderer Ola Afolabi zum dritten Mal aufeinandertreffen, ist eher derbe Hausmannskost angesagt.

Der 28 Jahre alte Titelverteidiger gilt als ungestümer Haudrauf mit Schlagkraft, sein fünf Jahre älterer britischer Kontrahent als boxender Schläger. Die Veranstalter rechnen mit 5000 Zuschauern, unter ihnen wohl auch Weltmeister und Afolabi-Teamkollege Vitali Klitschko.

Von einem Huck-Sieg hängt für sein direktes Umfeld viel ab. Sein Sauerland-Boxstall steht vor Verhandlungen mit der ARD um die Verlängerung des TV-Vertrages über 2014 hinaus und sein 71-jähriger Trainer Ulli Wegner könnte im Siegfall nach dem Titelverlust von Arthur Abraham sicher wieder ruhiger weiterarbeiten. Er will in der Selbstwahrnehmung lieber der Jupp Heynckes der deutschen Boxtrainer bleiben, als das böse Wort vom „Auslaufmodell“ hören.

Verbal ging es zwischen den beiden WM-Boxern schon zweimal - branchenüblich - ziemlich hoch her. Der in Los Angeles lebende Afolabi verfügt über einiges Showtalent und ließ an dem gebürtigen Bosnier Huck, der in Berlin mehr als eine halbe Million Euro kassieren wird, kein gutes Haar.

Er sprach ihm grundsätzliche Boxfähigkeiten ab und monierte Punktrichtergeschenke. Das bezog der gebürtige Nigerianer insbesondere auf Hucks letzen Kampf gegen Firat Arslan. Sogar „Stevie Wonder“ habe „das gesehen“. Danach folgten Beschimpfungen unter der Gürtellinie, die Huck ebenso beantwortete. Insgesamt: Leichte Vorteile für Afolabi beim Ballyhoo.

Ein Rekord im Ring kann dem WBO-Titelträger allerdings nicht mehr genommen werden. Als erster deutscher Preisboxer verteidigt ein Weltmeister seinen Titel zum dritten Mal gegen denselben Gegner. 2009 gab es in Ludwigsburg einen Punktsieg für Huck, im Mai vorigen Jahres in Erfurt ein Unentschieden, das wesentlich vertretbarer erschien, als Hucks letzter Punktsieg über Arslan.

Deshalb wäre ein Rematch gegen den gebürtigen Türken aus Schwaben vielleicht interessanter geworden, als die Wiederholungsschleife gegen Afolabi. Aber der 42-jährige Arslan wartet als offizieller Herausforderer auf den Sieger vom Samstag.

Promoter-Senior Wilfried Sauerland, der bei der Kampf-Auktion beinahe von dem berüchtigten Don King ausgebootet worden wäre, wünscht sich dann auch nichts sehnlicher als „ein eindeutiges Ergebnis“. Beide Boxer und ihre Trainer-Legenden Wegner und Fritz Sdunek prophezeien ohnehin einen Knockout.

„Afolabi ist jetzt drei Jahre bei mir - er war noch nie so gut in Form. Wir gewinnen vorzeitig“, sagte Sdunek, der die Klitschkos, Dariusz Michalczewski und Felix Sturm zu Weltmeistern gemacht hatte. „Wenn er das abruft, was er kann, ist es keine Frage, dass er gewinnt“, meinte Wegner über seinen Schützling, der „das Kapitel Afolabi endgültig schließen“ will.

Huck ist seit 2009 WBO-Weltmeister im Cruisergewicht, schielt aber immer noch etwas neidisch in die höchste Gewichtsklasse. Sein Ausflug dorthin war im Februar 2012 nicht von Erfolg gekrönt. Er unterlag seinem Stallgefährten Alexander Powetkin knapp nach Punkten und verpasste es, zweiter deutscher Schwergewichts-Weltmeister nach Max Schmeling zu werden. Der Russe soll am 5. Oktober in Moskau gegen Wladimir Klitschko um die WM-Krone der WBA boxen - eine hohe Millionenbörse ist garantiert.