Klitschko klotzt: Mormeck keine leichte Beute
Going (dpa) - Box-Weltmeister Wladimir Klitschko will nichts dem Zufall überlassen. Der Schwergewichtler schindet sich in den Tiroler Alpen für den Kampf gegen den Franzosen Mormeck am 10. Dezember in Düsseldorf.
Dass ihm die Gegner ausgehen, glaubt der jüngere der Klitschko-Brüder nicht.
Dass in den Tiroler Alpen Ende November kein Schnee liegt, ist außergewöhnlich. Wladimir Klitschko interessiert das nur am Rande, dass die Region den trockensten Herbst seit 1976 erlebt. Er ist nicht hier, um Urlaub zu machen. Seit dem 24. Oktober bereitet sich der 35 Jahre alte Ukrainer im Fünfsterne-Hotel „Stanglwirt“ auf den 10. Dezember vor. Dann wird der Schwergewichts-Boxweltmeister in der Düsseldorfer Esprit-Arena seine Titel von WBO, WBA und IBF gegen Jean-Marc Mormeck verteidigen.
Der 39 Jahre alte Franzose ist mit 181 Zentimetern Körperlänge fast 20 Zentimeter kleiner und wird rund 20 Kilogramm leichter sein als der Weltmeister. Deshalb sehen ihn die meisten Experten als leichte Beute an. Klitschko aber nicht. „Ich werde nie wieder den Fehler machen, einen Gegner zu unterschätzen“, sagt er. „Ich weiß, dass Mormeck gefährlich ist, dass er hungrig ist, Frankreichs erster Schwergewichtsweltmeister zu werden.“
Die Befürchtungen einiger Beobachter, nach dem Sieg über den Briten David Haye im Juli könne es zu einem Spannungsabfall kommen, hält Klitschko für unnötig. „Es wäre fatal, wenn ich jetzt denken würde, dass es gegen Mormeck von selbst geht. Wenn solche Gedanken in meinen Kopf kommen, dann schrillen sofort die Alarmglocken“, sagt er. Auch der Fakt, dass Mormeck im November 2007 gegen Haye in Runde sieben K.o. gegangen war, habe zu keinerlei Überheblichkeit geführt. „Daraus zieht er die Motivation, die ihn gefährlich macht.“
Nach dem Sieg über Haye hatte Klitschko gesagt, kein ehemaliger Cruisergewichtler habe eine realistische Chance, ein natürliches Schwergewicht wie ihn zu besiegen. Dass in Mormeck nun der nächste Ex-Cruisergewichts-Champion den Versuch wagt, sei dennoch kein Grund zur Überheblichkeit. „Es ist meine Überzeugung, dass die Jungs keine Chance haben, aber das heißt nicht, dass das stimmt. Deshalb werde ich jeden, der sich traut, gegen mich anzutreten, als Herausforderung annehmen“, sagt er.
Sorgen, dass ihm irgendwann die Gegner ausgehen könnten, hat Klitschko nicht. „Im Schwergewicht wächst eine neue, interessante Generation nach, und es gibt genügend Jungs, die gern gegen uns kämpfen wollen“, sagt er. Sollte Bruder Vitali, 40 Jahre alter Weltmeister des WBC, bald zurücktreten, sei sein Bestreben, den vierten Titel trotzdem in der Familie zu halten. „Dieser Gedanke ist in meinem Hinterkopf, aber Vitali soll boxen, solange er kann. Ich bin da ganz entspannt. Was kommt, das kommt.“
Wie üblich lebt Klitschko im Trainingscamp in einer zum Hotel gehörenden Hütte am Hang des Bergmassivs Wilder Kaiser, die er sich mit seinem Campmanager David Williams teilt. Die täglichen Trainingseinheiten finden in der zum Boxgym umfunktionierten Tennishalle des Hotels statt. Fünf Sparringspartner simulieren die Stärken und Schwächen Mormecks.
Klitschko bleibt noch bis zum 4. Dezember in Tirol, bevor er die Kampfwoche am Veranstaltungsort absolviert. Dass es bis dahin Schnee gibt, bezweifeln die Einheimischen, die erst zu Weihnachten mit dem Wintereinbruch rechnen. Wladimir Klitschko ist das egal. Seine Aufgabe ist es, dass es in Düsseldorf Niederschläge gibt.