Mayweather vs Pacquiao: Kampf der aus dem Rahmen fällt
Las Vegas (dpa) - Im Boxen ist der „Kampf des Jahrhunderts“ ausgerufen: der Amerikaner Floyd Mayweather trifft auf den Filipino Manny Pacquiao. Kämpfe des großen Muhammad Ali werden als Parallele herangezogen.
Das Duell sprengt alle bisherigen Dimensionen.
Die wichtigsten Fragen und Antworten:
Ist es wirklich der beworbene „Kampf des Jahrhunderts“?
Sportlich weiß man das erst nachher, zudem das Jahrhundert noch sehr lang ist. Dennoch: Es stehen sich die beiden besten Boxer des vergangenen Jahrzehnts gegenüber. Der in 47 Profi-Kämpfen unbesiegte Doppelweltmeister Mayweather und der philippinische Volksheld Pacquiao sind zwei Ausnahmeathleten. Mayweather ist ein großer Techniker, ein blitzschneller Konterboxer; Pacquiao ein Puncher, ein Dauerschläger mit Pferdelunge. Der Amerikaner war in fünf Gewichtsklassen Champion, der Filipino in sieben.
Wo kommen die Millionensummen her, die die Boxer erhalten?
Die Einnahmen sollen bis zu 400 Millionen Dollar betragen. Das gab es noch nie in der Box-Geschichte. Der Löwen-Anteil entspringt dem Bezahl-Fernsehen. Jeder Abonnent der Sender HBO und Showtime muss für den Kampf extra bezahlen. In den USA kostet das knapp 100 Dollar (rund 89 Euro), in Deutschland 20 bis 30 Euro bei Sky. Allein in den USA werden drei Millionen Käufer, also Einnahmen von 300 Millionen Dollar erwartet. Der Verkauf der 16 500 Tickets im MGM Grand Garden in Las Vegas bringt weitere 74 Millionen Dollar ein. Mayweather soll 140 bis 180 Millionen, Pacquiao 100 bis 120 Millionen Dollar kassieren.
Warum kennen die meisten Menschen in Deutschland die beiden nicht?
Weil beide Boxer im deutschen Fernsehen nicht oder nur in Bezahlkanälen auftauchen. Zumeist gab es nur spärliche Nachrichten in den Medien. Der Bezug zu Deutschland - beispielsweise durch einen Gegner aus deutschen Ställen - fehlt.
Ist Mayweather größer als Ali?
Ein Weltergewichtler (maximal 66,678 Kilo) und ein Schwergewichtler (zumeist mehr als 100 Kilo) lassen sich nicht vergleichen. Die Kleinen sind wendiger, schneller als die Großen, die wiederum über deutlich höhere Schlagkraft verfügen. Alis tänzerischer Stil, „fliegen wie ein Schmetterling, stechen wie eine Biene“, ist unerreicht. Seine Kämpfe waren Straßenfeger. Er war ein politisch engagierter Sportler, der für die Rechte der Schwarzen eintrat. Das macht die Persönlichkeit Alis aus. Davon ist Luxus-Fetischist Mayweather meilenweit entfernt.
Warum ist das Schwergewicht nicht mehr die attraktivste Klasse?
Weil in der Königsklasse des Boxens seit Jahren Langeweile herrscht. Für den dreifachen Champion Wladimir Klitschko gibt es keine ernsthaften Rivalen. Der Ukrainer ist unbestritten ein Meister seines Fachs, aber zu anderen Zeiten mit Rivalen wie Ali, Frazier und Foreman oder Holyfield und Tyson wäre er einer unter vielen. Zudem haben die Amerikaner keinen herausragenden Schwergewichtler mehr. Deshalb hat die Gelddruck-Maschinerie Pay-per-View in den USA derzeit kein Interesse am Schwergewicht. Die kleinen Gewichtsklassen mit spektakulären Kämpfen sind in den Vordergrund gerückt.
Welche WM-Titel bekommt der Sieger?
Es geht um die WBC- und WBA-Super-Championtitel im Weltergewicht von Mayweather und um den WBO-Gürtel von Pacquaio. Der Sieger bekommt sie alle. Die WM-Titel im Halbmittelgewicht (WBC, WBA-Super) von Mayweather bleiben unangetastet.
Gab es schon deutsche Profiweltmeister im Weltergewicht?
Nein. Im nächsthöheren Halbmittelgewicht (69,85 kg), wo Mayweather die Titel zweier Verbände hält, hatte Deutschland einen Weltmeister. Der im April 2006 im Alter von 58 Jahren gestorbene Eckhard Dagge aus Hamburg hielt den WBC-Titel von Juni 1976 bis August 1977. Kommende Woche treffen Jack Culcay aus Darmstadt und Maurice Weber aus Leverkusen im Halbmittelgewicht um den Titel des Interims-Weltmeisters der WBA an.