Chaos beim Videobeweis: Vereine fordern klare Linie
Gladbachs Trainer Hecking glaubt an ein Ende zur Winterpause. Vorwürfe gegen Projektleiter Hellmut Krug.
Düsseldorf. Der Deutsche Fußball-Bund gerät durch das Chaos beim Thema Videobeweis immer stärker unter Druck. Augsburgs Manager Stefan Reuter forderte am Wochenende einen Runden Tisch aller Beteiligten. Gladbachs Trainer Dieter Hecking kritisierte die Debatten über den Videobeweis, der sich noch in der Testphase befindet: „Es wäre gut für den Fußball, aber ich glaube, dass er zur Winterpause eingestellt wird. Wir tun alles dafür, dass er nicht kommt.“
Als wäre die Aufregung nicht schon groß genug, steht nun auch noch ein massiver Vorwurf im Raum: Die „Bild am Sonntag“ berichtet, dass der Schiedsrichter-Funktionär Hellmut Krug in seiner Funktion als Projektleiter Videobeweis und Supervisor an einem Bundesliga-Spieltag gleich zweimal in die Entscheidung des zuständigen Video-Assistenten eingegriffen haben soll. Beide Entscheidungen kamen im Spiel gegen den VfL Wolfsburg dem FC Schalke 04 zu Gute, aus dessen Stadt Gelsenkirchen auch der frühere Fifa-Referee kommt. Krug wies die Vorwürfe zurück und sagte der „Bild am Sonntag“: „Wir sind als Supervisors nicht befugt, die Entscheidungen der Video-Assistenten zu beeinflussen oder sie gar zu überstimmen.“
Aber auch dieses Beispiel zeigt: Verfolgt man die größten Probleme beim Thema Videobeweis zurück, landet man immer bei den Verantwortlichen für das Projekt und damit beim DFB. Erst funktionierte die Kommunikation zwischen Schiedsrichter und Video-Assistent nicht. In der vergangenen Woche kam noch das Chaos um die Befugnisse des Video-Schiris hinzu.
Zu Beginn hieß es: Er darf nur eingreifen, wenn der Spielleiter einen schweren Fehler begangen hat. Dann wurde diese Regelung nach dem fünften Spieltag aufgeweicht, ohne die Vereine zunächst darüber zu informieren. Nach der Aufregung darüber verfügte DFB-Präsident Reinhard Grindel eine Rolle rückwärts und betonte im ZDF-Sportstudio noch einmal: „Die Entscheidung trifft immer der Schiedsrichter auf dem grünen Rasen.“
Genau gegen dieses Hin und Her begehren die Clubs nun auf. Die Verantwortlichen sollten „nicht nur quatschen, sondern entscheiden“, sagte Eintracht Frankfurts Sportvorstand Fredi Bobic. „Wir finden den Videobeweis super. Es wird mir aber noch zu viel diskutiert. Deshalb ist es wichtig, dass es eine klare Ansage der Schiedsrichter-Chefs gibt.“
Auch der Dortmunder Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke meinte: „Der Videobeweis soll gemacht werden. Aber es muss auch klar sein, wie er gehandhabt wird.“ Seine Forderung ist: „Entweder geht jeder Schiedsrichter bei jeder strittigen Entscheidung zum Assistenten — oder er lässt es bleiben.“ So könne es jedenfalls nicht weitergehen.
Der Augsburger Manager Stefan Reuter fordert den DFB dazu auf, die zweiwöchige Länderspielpause zu nutzen. „Es ist zwingend erforderlich, dass wir uns da zusammensetzen“, sagte der Weltmeister von 1990. So wie die meisten Bundesliga-Vertreter ist auch Reuter grundsätzlich „nach wie vor total für den Videobeweis“. Er sagt aber auch: „So wie es aktuell läuft, jede Woche die Diskussionen, das macht echt keinen Spaß mehr.“