DEL Winter Game Das rheinische Millionenderby im Kölner Stadion
Die Kölner Haie empfangen die Düsseldorfer EG zum vierten Winter Game der Deutschen Eishockey Liga im Fußballstadion des FC. Es geht um mehr als nur drei Punkte.
Der offizielle Teil der Pressekonferenz war gerade vorbei, da sollten sich Peter Draisaitl und Harold Kreis noch schnell zum gemeinsam Foto aufstellen. Im besten Fall Auge in Auge und mit grimmiger Miene, wie das Boxer beim Wiegen vor einem großen Kampf tun. Doch das klappte nicht so recht, weil die beiden Trainer unweigerlich anfangen mussten zu lachen. Und da war klar: Hier sind zwei, die verstehen sich.
Das passt natürlich wenig zu der Geschichte, die sich von den rheinischen Eishockey-Rivalen erzählt wird. Kölner Haie gegen Düsseldorfer EG, das ist die „Mutter aller Derbys“. Ein größeres Spiel gibt es in Deutschland nicht. 16 Meisterschaften haben sie gemeinsam geholt, acht auf jeder Seite. Sie haben sich in normalen Ligaspielen oder in packenden Play-off-Serien getroffen, sie haben sich gedemütigt und Spottlieder auf den anderen gesungen, sie haben sich veräppelt und verprügelt – im Wortsinn. Mal jubelten die Kölner, mal die Düsseldorfer. Mal standen die Haie vor dem Aus, mal die DEG. Seit Jahrzehnten geht das so. Hin und her.
Da ist es nur passend, dass das 222. Duell, noch dazu das 100. seit Gründung der Deutschen Eishockey Liga 1994, auf der ganz großen Bühne steigt: im Kölner Fußballstadion. Seit Wochen wird die Heimstätte des 1. FC Köln in Europas größtes Eisstadion verwandelt. Spezialfirmen haben eine Eisfläche auf den Rasen gebaut. Am Samstag (16.30 Uhr/TV: Sport 1/Liveticker: wz.de) wird die bespielt, dann steigt das „DEL Winter Game“. Ein Spiel unter freiem Himmel, das an die Ursprünge des Eishockeys erinnern soll.
„Das größte Event, das die Kölner Haie in ihrer Geschichte ausgerichtet haben“, sei das, sagt Philipp Walter, der Geschäftsführer der Haie, „eine Riesenherausforderung, aber auch eine Riesenfreude für den gesamten Klub.“ Seit mehr als einem Jahr laufen die Planungen, mehr als eine Million Euro kostet der Spaß. Und das alles für einen Nachmittag. Aber es lohnt sich, rund 45 000 Eintrittskarten sind verkauft, die Haie hoffen auf 50 000 Fans. Und dass die einiges an Geld an Imbiss- und Fanartikelständen lassen. „Es ist schon die Zielsetzung, dass da wirtschaftlich was bei rumkommt“, sagt Walter.
Auch sportlich ein Topspiel: Der Vierte empfängt den Dritten
Vorgemacht hat das vor Jahren die DEG. 2015 richtete die ihr Winter Game gegen Köln aus und machte einen ordentlichen sechsstelligen Betrag Gewinn. Der half in den düsteren Zeiten nach dem Ausstieg von Haupt- und Namenssponsor Metro. Und noch wichtiger: Das Spiel brachte die tief gefallene DEG wieder ins Gespräch.
Die Situation bei den Haien ist eine andere. Sie sind seit Jahren eine der Topadressen der DEL und in Köln nach dem FC die zweite große Nummer. Aber natürlich können auch sie mehr Aufmerksamkeit gebrauchen. Wie die ganze Sportart. Und darum geht es ja. Seit die nordamerikanische Eliteliga NHL 2008 ihr erstes „Winter Classic“ mit allerlei Showelementen wie Legenden-Spiel, Feuerwerk und Konzert in einem Footballstadion veranstaltete, haben zahlreiche Ligen weltweit die Idee kopiert. Das jetzige Winter Game ist bereits das vierte in Deutschland, die Premiere stieg 2013 in Nürnberg, es folgten Düsseldorf (2015) und Sinsheim (2017). Das Event sei ein „sehr guter Werbeträger für das deutsche Eishockey“, sagt DEG-Trainer Harold Kreis, „für die Spieler ist es ein Riesenerlebnis, für mich als Trainer ist es ein Riesenerlebnis“. Haie-Coach Peter Draisaitl hätte es „als Spieler selbst gern einmal mitgemacht“.
Für die Trainer geht es darum, ihren Teams klarzumachen, dass sie sich von der Atmosphäre nicht ablenken lassen. „Das alles kann einen Spieler auch emotional zu sehr mitnehmen“, weiß Philip Gogulla, der 2015 schon dabei war. Damals für die Haie, die 2:3 verloren, jetzt spielt er für die DEG. Aber nicht nur für den 31 Jahre alten Topstürmer ist das etwas Besonderes, das Freiluftderby ist ja kein Juxspiel, es geht um Punkte, noch dazu ist es ein echtes Topspiel. Der Vierte empfängt den Dritten.
Erfolgreich werde das Team sein, „welches sich mit den Umständen zurechtfindet“, sagt Draisaitl. Sprich: Das andere Licht, die durchsichtigen Banden, die fehlenden Tribünen direkt dahinter als Orientierung, die Kälte, der eventuelle Regen, das langsamere Eis. Ob es sich trotzdem wie ein Heimspiel anfühlen werde, wurde Drasaitl gefragt. „Wir sind Kölner, das hier ist der FC, da fühlen wir uns schon zu Hause.“