Fußball-Bundesliga Der Mann,der die Bayern besiegte
Leverkusen. · Leverkusens Torhüter hat 2018 mit Frankfurt die Bayern im DFB-Pokal-Finale besiegt. Am Samstag geht er es wieder an.
Akzeptieren, abhaken und nach vorne blicken. Beim TSV Bayer 04 Leverkusen haben sie die anders als im Vorjahr diesmal verpasste Qualifikation für die Champions League sportlich hingenommen. „Die Tabelle spiegelt die absolute Wahrheit wider. Wir haben eine gute Saison gespielt, aber eben keine sehr gute. Gratulation an Borussia Mönchengladbach, sie haben es ein kleines Stück besser gemacht“, sagte Sport-Geschäftsführer Rudi Völler und Torhüter Lukas Hradecky meinte: „Wir müssen den Kopf hochnehmen, wir können immer noch etwas holen.“
Schließlich ist diese Saison selbst nach dem Pokalfinale gegen Bayern München in Berlin am Samstagabend nicht vorbei. Im August wird die Europa League mit den Achtelfinal-Rückspielen fortgesetzt. Nach dem 3:1 bei den Glasgow Rangers sollte Leverkusen für das Viertelfinale planen können, zumal die Schotten wegen der abgebrochenen Saison dann seit fünf Monaten kein Pflichtspiel mehr bestritten haben. Viertelfinale, Halbfinale und Finale werden übrigens alle in nur einer Partie entschieden und sollte die „Werkself“ den Uefa-Cup gewinnen, dann wäre sie auf diesem Wege doch wieder für die Champions League qualifiziert.
Für den „kicker“ ist Hradecky der beste Torwart der Saison
Zukunftsmusik - am Samstag geht es zunächst einmal um den DFB-Pokal. Zum vierten Mal stehen die Leverkusener im Endspiel um die knapp 52 Zentimeter hohe und 5,7 Kilogramm schwere Trophäe aus Sterlingsilber. 1993 wanderte sie durch ein 1:0 über die Amateure von Hertha BSC Berlin in die Farbenstadt, in den Jahren 2002 (2:4 gegen den FC Schalke 04) und 2009 (0:1 gegen Werder Bremen) musste dem Gegner beim Jubeln zugesehen werden. Stets waren über 70 000 Zuschauer im Berliner Olympiastadion, diesmal aber herrscht auf den Rängen der riesigen Arena im Stadtteil Westend gähnende Leere.
Ein Fakt, den Lukas Hradecky für das Verpassen von Platz vier in der Bundesliga mit ausgemacht hat. Der Finne gilt als ehrliche Haut und so analysierte er in dieser Woche auch unumwunden: „Die Zeit nach dem Re-Start war sehr anspruchsvoll, da haben die Fans am Ende schon gefehlt. Sie geben dir einen gewissen Push, da legst du automatisch noch mal eine Schippe drauf. Jetzt musste ohne sie gespielt werden und ich habe gemerkt, dass mir persönlich das nicht so viel Spaß gemacht hat. Ich habe mich zwar dagegen gewehrt, aber zwei bis drei Prozent an innerer Spannung haben mir irgendwie doch schon gefehlt.“
Dennoch lag es am allerwenigsten an Hradecky, dass das ausgegebene Ziel Champions-League knapp verfehlt wurde. Das Fachmagazin „kicker“ listet den 30-Jährigen mit einem Notenschnitt von 2,75 vor dem Freiburger Alexander Schwolow sowie Gladbachs Yann Sommer als besten Torwart dieser Bundesliga-Saison. Und für das Finale um den DFB-Pokal verspricht Hradecky nicht nur, dass er wie alle seine Mitspieler trotz der Geisterspiel-Atmosphäre die vollen 100 Prozent seiner Leistung abrufen will. Er wird seine Mannschaftskameraden auch noch persönlich motivieren.
„2018 war ein Erfolg sehr viel unwahrscheinlicher“
Natürlich ist der Meister aus München klarer Favorit in diesem 77. deutschen Pokalfinale, doch das waren die Dominatoren von der Säbener Straße auch 2018 gegen Eintracht Frankfurt. Bekanntlich schnappten sich dann aber die Hessen durch einen 3:1-Triumph den „Pott“, auch weil Lewandowski, Müller und Co. immer wieder an Lukas Hradecky scheiterten. „Ich bin der Beweis dafür, dass es wirklich geht, die Bayern im Finale in Berlin zu schlagen“, meinte Hradecky lachend, um dann wieder ernster hinzuzufügen: „Es war damals kein Wunder, sondern eine Summe von Ereignissen und das werde ich den Jungs auch nochmal erklären.“
Hradecky meint den Glauben an die eigene Stärke, die furchtlose Aggressivität in den Zweikämpfen und ein die Bayern irritierendes wildes Spiel. „Die Bayern haben eine beeindruckende Form, da braucht es auch ein wenig die ekligen Aktionen.“ Dabei sieht der in Bratislava geborene Sohn eines Volleyballspielers die „Werkself“ gar nicht mal so chancenlos wie es die Eintracht vor zwei Jahren eigentlich war. „Ich weiß selbst nicht, wie wir 2018 gewinnen konnten. Damals war ein Erfolg sehr viel unwahrscheinlicher als er es diesmal ist. Wir sind zwar Außenseiter, aber kein so krasser Außenseiter wie ich es mit der Eintracht war.“
Sicherlich sei ein Sieg gegen die Bayern schwierig, aber eben auch nicht unmöglich. In der Hinrunde ist dieses Kunststück dem Team von Trainer Peter Bosz schließlich sogar in München und noch dazu vor 75 000 Zuschauern gelungen. „Diese Gier müssen wir wieder entwickeln und dazu wäre es gegen jetzt deutlich stärkere Münchener auch eine gute Idee, defensiv ein wenig kompakter zu stehen“, erklärt Hradecky und appelliert: „Wir müssen unsere ganze Energie für die Stadt, den Club und seine Mitarbeiter aufbringen. Danach können wir dann zwei Wochen saufen.‘‘ So wie es sicher auch 2018 in Frankfurt der Fall war...